Alsfeld – Fachwerk ohne Ende

Fachwerkmäßig gesehen (und so wollen wir auf dieser Tour ja die Welt sehen!) ist Alsfeld wahrscheinlich der Traum eines jeden Denkmalpflegers. Seit 1975 ist sie Europäische Modellstadt (steht auch stolz an der Autobahn!) für den Denkmalschutz im historischen Stadtkern. „Alsfelds mittelalterlicher Stadtkern, einst eingerahmt durch einen ovalen Mauerring mit vier Stadttoren und bebaut mit vielen kleinen Fachwerkhäusern, schlichten Bürgerbauten und städtischen Monumentalgebäuden an engen und winkligen Gassen, an kleinen und größeren Plätzen, bestimmt das Bild einer Stadt, die zu den einprägsamsten und charaktervollsten Städten Hessens zählt.“ Ich finde, dieser Satz aus dem Stadtführer fast alles zusammen, was über Alsfeld zu sagen ist. Genauso haben wir es erfahren und gesehen. Ewald wäre am liebsten in jede noch so kleine Gasse hineingekrochen, Fachwerk fasziniert ihn ungemein und das war hier überall gegenwärtig.
Wir fanden sofort einen schönen Parkplatz, in der Sonne zwar, aber man kann ja nicht alles haben, und gingen die Obergasse zum Marktplatz hinunter. Schon das war mehr ein Stehen und Betrachten der vielen kleinen Fachwerkhäuschen, die sich hier aneinander reihten. So erreichten wir den Marktplatz, den Mittelpunkt Alsfelds. Wow, kann man da nur sagen. Wirklich schön!

Am meisten hat es uns natürlich das Rathaus angetan, das zu Recht als eines der bedeutendsten deutschen Fachwerk-Rathäuser gilt. Das Fachwerk steht auf einem spätgotischen steinernen Unterbau, in dem früher der Markt stattfand. Das hat uns besonders gut gefallen: Man konnte sich noch genau vorstellen, wie hier das Markttreiben geherrscht hat.

[/su_row] Nach diesen Anstrengungen (hahaha!) mussten wir uns erst einmal mit einem Eisbecher auf dem Marktplatz stärken. Währenddessen schauten wir uns in Ruhe die einzelnen Gebäude an und lasen in dem kleinen Stadtführer die Bedeutung. Über 200 Jahre Bausubstanz war an diesem Ort versammelt, vom frühen 16. Jh. bis ins 18. Jh. hinein, schon sehr eindrucksvoll. Besonders gut gefiel uns noch das steinerne Hochzeitshaus aus der Renaissance mit seinen Erkern, Giebeln und Portalen und das gegenüberliegende Stumpf-Haus, das das frühste Alsfelder Fachwerkhaus mit Schnitzwerk ist, an der linken Ecke steht der Bauherr Jost Stumpf in zeitgenössischer Tracht.

Danach gingen wir noch lange durch die kleinen Gässchen und bewunderten die Gebäude; Ewald war besonders von dem Märchenhaus fasziniert, in dem auf zwei Stockwerken die Zimmer nach einzelnen Märchen der Gebrüder Grimm eingerichtet sind. Ganz besonders sticht das Neurath-Haus heraus, ein mächtiges viergeschossiges Patrizierhaus mit einer wunderbaren Renaissance-Haustür. Sowie das Minnigerode-Haus, das einzige Bürgerhaus aus Stein, das ein imposantes Portal mit wunderbaren barocken Steinmetzarbeiten hat. Dieses Portal mit diesem süßen Löwen hat es mir besonders angetan.

Also: Alsfeld – wirklich wunderbar und absolut sehenswert. Macht einen Abstecher für eins/zwei Stunden, wenn ihr auf der Autobahn daran vorbeifahrt. Kann ich nur empfehlen.