Fritzlar – wo Bonifatius die Donar-Eiche fällte

Wir waren noch auf der Autobahn, da lag Fritzlar vor uns im Sonnenschein, der Dom hochaufgerichtet in der Mitte, ja, das war schon ganz akzeptabel. Guten Parkplatz sofort gefunden und hinein ging es in die Altstadt und zum Marktplatz: Und auch hier, wie in Alsfeld, ein geschlossenes Fachwerkensemble, traumhaft, und in der Mitte der Rolandsbrunnen, sehr sehenswert. Besonders gut gefiel uns das große Haus in der Mitte mit den großen Rundbogenfenstern, ein wahrhaft stattliches Fachwerkhaus.

Vom Marktplatz ging es durch kleine Gassen am Rathaus vorbei zum Dom. Davor steht eine große Bonifatius-Statue. Fritzlar ist nämlich die Bonifatius-Stadt. Wieso denn das? Das ist doch Fulda. Tja, in Fulda ist er natürlich begraben. Aber in Fritzlar hat er seine große Tat begangen, die den Ruhm seiner Missionstätigkeit bei den Chatten begründete. Dort stand nämlich eine dem Kriegs- und Wettergott Donar geweihte Eiche, die Bonifatius im Herbst 723 fällte und aus dem Holz eine erste kleine Kapelle errichten ließ an der Stelle, an der heute der St. Petri-Dom steht. Fritzlar war der Ausgangspunkt für die Missionierung des gesamten hessischen und thüringischen Raumes. Da sage noch mal einer, das wäre keine wichtige Stadt!

An einem weiteren großen Fachwerkhaus, dem Hochzeitshaus, vorbei, gingen wir zur der nächsten Attraktion, dem Grauen Turm.

Fritzlar hieß im Mittelalter „Stadt der Türme“, sie hatte 7 Stadttürme und weit übers Land verstreut 24 Warten. Der graue Turm war die Zentrale der städtischen Befestigungsanlage. Hier waren die Soldaten stationiert, die in ständigem optischem Kontakt mit den Warten rings um Fritzlar standen. Wir gingen einen Teil der Stadtmauer entlang, die heute noch fast vollständig erhalten ist, und kamen noch an zwei Zwillingstürmen vorbei, dem Greben- und dem Rosenturm. Die beiden Türme haben ihren Namen von den Menschen, die in der anliegenden Straße wohnten. Der Grebe war der Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit; der Name Rose deutet darauf hin, dass in dieser Straße die Bäder waren und die Prostituierten wohnten. Auf Schritt und Tritt findet man in Fritzlar Schilder, die einem das Leben im Mittelalter genau erklären. Das hat uns sehr gut gefallen, da es uns viele Fragen beantwortete, die uns immer schon mal so gekommen sind und wo selbst Google nicht unbedingt die Antwort wusste.