Bad Mergentheim – schau`n wir mal!

Wie es uns gerade nach Bad Mergentheim verschlagen hat? Gute Frage! Wir wollten eigentlich nur irgendwohin: dann ist es Bad Mergentheim geworden. Irgendwohin wollten wir – wollte ich, weil ich dieses Jahr an Rosenmontag Geburtstag habe und keinerlei Bock, auf die Bühne zu müssen und eine ganze Halle „Happy Birthday“ singen zu hören. Ganz zu schweigen davon, nachher von tausend Menschen umarmt und beglückwünscht zu werden. Danach hätte ich garantiert Corona oder noch Schlimmeres. Also weg! Nun hätte mein Mann mir natürlich zum Geburtstag eine Kreuzfahrt in der Karibik oder 3 Wochen Sansibar oder eine Safari in Südafrika schenken können, wie es Freundinngen von mir geschehen ist, aber nein: Es ist und bleibt Bad Mergentheim. Reimt sich auch noch!! Das bringt Glück!
Wir reisen mit AKON. Was ganz genau das für eine Firma ist, weiß ich auch nicht. Aber sie arbeiten mit den Krankenkassen zusammen und, wenn ich mit AKON verreise, bekomme ich von meiner Krankenkasse 160 Euro zurück. Das ist Argument genug. Natürlich muss ich dafür auch eine Kleinigkeit bringen: in diesem Fall jeden Tag insgesamt 2 Stunden Sport und 2 Stunden Entspannung, also genauer gesagt: zwei Stunden Aqua Fit (das nannte man früher Wassergymnastik) und zwei Stunden Autogenes Training (das hat seinen Namen nicht geändert, das hieß schon immer so). Beides mache ich sehr gern, und da es diese Kombination bei AKON zu dem Zeitraum, den wir brauchten (s. oben), nur in Bad Mergentheim gab, so wurde unser Ziel halt dieser nette, kleine Kurort im Taubertal.
AKON hat uns im 4-Sterne-Hotel Best Western Bad Mergentheim einquartiert mit Schwimmbad (logisch!) und großem Wellness-Bereich. Von daher hoffen wir auf ein annähernd luxuriöses Ambiente, wir sind gespannt!

Sonntag, 19. Februar 23 Bad Mergentheim

Wir fuhren gemütlich im 100ter-Tempo die A3 hinunter und machten kurz Stopp in Offenbach, wo Lucy bei meinem Bruder in Wellness-Urlaub gehen darf: Jeden Tag mindestens 10.000 Schritte und ununterbrochenes Kuscheln und Kraulen auf der Couch. Leider weiß sie diesen Luxus nicht richtig zu schätzen, sobald ihre Alphas (also wir) außer Reichweite sind, trauert sie. Es ist halt ein Hundeleben!
Wir fuhren entgegen den Ratschlägen unseres Navis bei Wertheim ab, um gemütlich durch das Taubertal zu gondeln und ein wenig die schöne Landschaft zu genießen. Das Regenwetter hellte sich langsam auf und wir genossen die Fahrt durch die leicht hügelige Landschaft. Immer wieder war auch mal das kleine Flüsschen neben uns zu sehen. Gegen halb vier erreichten wir Bad Mergentheim. Unser Hotel lag genau am Kurpark zwischen den Kurkliniken, also eine phantastische Ausgangslage. Der Check-In war völlig problemlos, bis …. ja bis ich den Ablaufplan für meinen Kurs erhielt. Der hatte nämlich ohne mein Wissen bereits Punkt 15.00 Uhr angefangen. Damit war mit der Gemütlichkeit erst einmal Schluss und Hektik machte sich breit. Schnell auf das Zimmer, schnell die Sportkleidung aus dem Koffer gerissen (Ewald, du räumst ja gleich auf!?) und den Raum gesucht. Alle, außer mir, wussten natürlich um den genauen Beginn (wie, weiß ich bis heute nicht richtig, es muss wohl noch ein 2. Info-Blatt verschickt worden sein), nur an mir war es anscheinend mal wieder vorbeigegangen. Was sich im Nachhinein als günstig erwies: Von dem 1stündigen Vortrag über Autogenes Training hatte ich 50 Minuten versäumt. Unser Referent ist ein Netter, aber an seiner Vortragsweise muss er noch ein bisschen arbeiten (was ich ihm freundlicherweise aber nicht sagen werde). Danach war eine Stunde Aqua Fit im hauseigenen Schwimmbad, das hat mir gut gefallen, und nach einer längeren Pause dann noch eine halbe Stunde Autogenes Training, was mir auch sehr gut tat. Und ich bin wider eigenes Erwarten dabei nicht eingeschlafen! Fazit: bis auf die kurze Stressphase ein durchaus gelungener Nachmittag.
Morgen früh haben wir wieder den ganzen Morgen Kurs, aber nachmittags werden wir uns dann Bad Mergentheim mit Schloss und Kurpark anschauen und danach noch einen kleinen Besuch bei der Stuppacher Madonna machen. Wenn man sich schon zufällig mal in der Nähe eines solchen Kunstwerkes befindet, sollte man es sich schon mal anschauen, meinen wir. Also, so ist der Plan, mal schauen, was daraus wird.

Montag, 20. Feb. 2023 Bad Mergentheim

Der Morgen verlief – wie zu erwarten war – in einem Wechsel von Autogenem Training und Wasser-gymnastik. War soweit ok, wenn man seine Erwartungen nicht allzu hoch schraubt. Leider sind meine Erwartungen in Bezug auf Meditation durch ein langes, christliches Leben inzwischen ziemlich hoch, so dass ich sagen muss: Das hätte ich auch gekonnt und zwar ohne Vorbereitungszeit! Aber gut, speichern wir es unter: Es hätte Schlimmeres passieren können! ab.
Den Nachmittag hatten wir frei und benutzten ihn zu einem ausgiebigen Bummel durch das Städtchen. Unser Hotel lag im Kurpark, einem Park mit wunderbaren alten Bäumen, unter denen es sich bei dem traumhaft sonnigen Frühlingswetter wunderbar spazieren gehen ließ. Die ersten Frühblüher steckten schon ihre Blütenköpfe in die Sonne, ganze Wiesen voller Schneeglöckchen, Krokusse und auch die ersten Narzissen, darüber ein strahlend blauer Himmel. Wir überquerten die Tauber und kamen in den Schlosspark, auch wunderschön mit verschiedenen Bachläufen, Brückchen und einem großen Weiher. Allenthalben war Frühlingsstimmung. Wer will da noch in fremde Länder?

Wir verließen den Park durch einen Seitenausgang und näherten uns dem Schloss von vorne durch die Fußgängerzone der Altstadt. Das Schloss war jahrhundertelang die Residenz der Hochmeister des Deutschen Ordens und ist eine echt monumentale Anlage, riesig mit zwei großen Innenhöfen, viel Renaissance mit einigen späteren barocken Anbauten. Alles zeugt von der Macht dieses Ordens im Mittelalter. Einst war es eine Wasserburg, was man heute noch an den tiefen Gräben um das Schloss und im Schlosspark sehen kann.

Wir wollten uns aber zuerst noch die Altstadt anschauen und kamen zum Johanniterhof, einer Wohnanlage aus dem Mittelalter. Dies ist einer der ältesten erhaltenen Plätze der Stadt. Einst ein Wirtschaftshof des Johanniterordens, ging er im Mittelalter an den Deutschen Orden über (wen wundert`s?). Von 1980 an wurde er im Stil des alten Hofes wieder aufgebaut. Wir fanden den Hof sehr beeindruckend, auch wenn alles neu war, bekamen wir doch einen Eindruck, wie dieser Wirtschaftshof einst ausgesehen hat.
So kamen wir auf den Marktplatz, dem Mittelpunkt der Stadt. Man muss ehrlich sagen, es ist alles sehr nah beieinander und verlaufen kann man sich in Bad Mergentheim wohl nicht, nicht einmal Ewald. Auf dem Marktplatz steht das Alte Rathaus, das Prunkstück der Stadt. Seine Entstehung ist eng mit der Geschichte des Deutschen Ordens verbunden (Woher kommt es wohl, dass uns das nicht erstaunt?). Der markante Renaissancebau wurde auf Antrag der Deutschmeister erstellt und dann an die Stadt verpachtet: im Keller war das Gefängnis, im Erdgeschoss ein Krämerladen, im 1. Stock der Festsaal und ganz oben die Verwaltungsräume, also ein gut genutztes Gebäude. Uns gefiel es sehr gut, obwohl es leider ganz im Schatten stand und dadurch weniger eindrucksvoll wirkte. Ihm gegenüber stehen die Zwillingshäuser, zwei fast identische frühklassizistische Gebäude, die durch einen Portalbogen miteinander verbunden sind. Sie sind neben Rathaus und Schloss ein weiteres Aushängeschild für die Bedeutung Bad Mergentheims in der Vergangenheit.

Durch die „Hauptstraße“ der Altstadt, die das Schloss mit dem Marktplatz verbindet und in der sich viele nette kleine Geschäftchen befinden, gelangten wir zurück ins Schloss und gingen jetzt in den großen Innenhof, der mit Rasenflächen und einer phantastischen uralten Platanenallee gestaltet ist. Dort befindet sich auch ein kleines Café, in dem wir dann unseren Nachmittagskaffee zu uns nahmen und uns ein Stück Kirschstreusel teilten – irgendwo muss man ja mit dem Sparen anfangen. Danach gingen wir durch den Kurpark zurück zum Hotel und zu unserem Auto, um den 2. Programmpunkt des Tages in Angriff zu nehmen.

Die Stuppacher Madonna – ich kannte sie bisher nur von den Hinweisschildern auf der A 7 und der A 81 . Dass es ein Meisterwerk, vergleichbar Leonardo’s Sixtinischer Madonna, sein soll, war mir aber bisher entgangen. Ewald aber nicht und er wollte dieses weltberühmte Gemälde auf jeden Fall sehen, wenn wir schon mal hier in der Gegend sind. Es hängt nämlich hier gleich nebenan, Stuppach ist ein Stadtteil von Bad Mergentheim. Wir hätten es denn auch ohne Navi gefunden, gefühlt an jeder Ecke hängt hier ein braunes Hinweisschild dorthin. Eine kleine Kirche in einem kleinen Dorf, Mariä Krönung, und dort in einer Nebenkapelle, gut gesichert durch eine Glaswand und etliche Videokameras hängt sie dann: die Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald, neben dem Isenheimer Altar in Colmar sein Hauptwerk!

Und wirklich, höchst interessant, voller mittelalterlicher Symbolik und Mystik, und im Mittelpunkt ein wirklich knuffiger, kleiner Junge mit überbordendem hellblondem Lockenkopf, der strahlend zu seiner Mutter aufschaut. Also nicht nur interessant, sondern auch anrührend. Als einziges Kleidungsstück trägt er ein rotes Korallenarmband, hab‘ ich so noch nie auf einem Bild gesehen, soll aber durch die blutrote Farbe auf seinen Tod hindeuten. Wie gesagt, ein Gemälde voller Symbolik! Die ich hier aber nicht weiter ausführen möchte. Fahrt hin und schaut es euch selber an! Es lohnt sich! Wir waren ganz lange dort, es liegen verschiedene Kunstführer aus, die jedes noch so kleine Detail des Bildes beschreiben und deuten. So haben wir gelesen, wieder geschaut, weiter gelesen. Leider ist man relativ weit von dem Bild entfernt, aber das mit der Glaswand ist schon in Ordnung und muss wahrscheinlich sein. Also ein durchaus gelungener Abschluss dieses schönen Ausflugs!

Dienstag, 21. Februar Weikersheim

Der Morgen verging wieder im steten Wechsel von Wassergym und Meditation und endet wieder um die Mittagszeit. Für den Nachmittag/Abend hatten wir diesmal einen Ausflug nach Weikersheim geplant. Dort ist ein Schloss, das die schönste barocke Gartenanlage von ganz Baden-Württemberg haben soll. So war klar, da mussten wir hin, auch, wenn wir eigentlich Anhänger des Englischen Landschaftgartens sind
Weikersheim liegt nur 14 km von Bad Mergentheim entfernt, so war das Hinkommen kein Problem. Und es war wirklich ganz, ganz schön. Vom Parkplatz aus kamen wir direkt auf den Marktplatz, der mir unglaublich groß erschien und auf der einen Seite von der Pfarrkirche, auf der anderen Seite von dem Schloss begrenzt wurde. Vielleicht erschien er mir auch nur so groß, weil wir praktisch die einzigen auf dem ganzen Platz waren, ganz anders als am Vortag in Bad Mergentheim, wo sich die Menschen zwar nicht gedrängt hatten, aber zumindest welche da waren. Aber so konnte man wenigstens ungestört fotografieren.

Wir bezahlten am Schlosseingang 3 Euro und bekamen dafür etliche Broschüren und den Eintritt zum Park. Schon der Schloss-Innenhof war sehr beeindruckend, lange beobachteten wir die Kois, die dort in einem Brunnen gehalten wurden. Dann gingen wir durch das Hauptgebäude in den Barockgarten.

Leider waren die meisten Statuen – und besonders für diese soll der Garten berühmt sein – mit einer dekorativen weißen Hülle ummantelt, was den Gesamteindruck doch etwas schmälerte. Aber wir spazierten tapfer bis zur zweigeteilten Orangerie, die den Garten als eine Art Belvedere abschloss. Bei dem strahlenden Sonnenschein war es durchaus ein Genuss, auch wenn die Stiefmütterchen in den Beeten noch nicht so richtig blühten und die Brunnen ausgetrocknet da lagen. Aber dafür waren wir fast die einzigen auf dem Gelände. Und die streng geometrischen Formen wirken wirklich beruhigend auf die Seele, nicht, dass meine es nötig gehabt hätte, aber trotzdem. Wir konnten uns so richtig vorstellen, wie die barocken Hofgesellschaften hier lustwandelten.

Viel Spaß hatten wir auch mit der Zwergengalerie; 16 durchweg originell gestaltete Zwergenfiguren begrenzen den Barockgarten zum Schloss hin. So etwas hatten wir noch nie gesehen und es gefiel uns sehr, die Berufe der Figuren anhand ihrer Gestaltung zu erraten.

Leider war in Weikersheim nicht einmal ein Café offen, die Saison hatte eindeutig noch nicht begonnen. Bei einem Bäcker gönnten wir uns einen Kaffee to go und ein Franzbrötchen. Und dann bestand Ewald darauf, dass wir uns unbedingt noch Schloss Bartenstein anschauen müssen. Okay, es war ja auch nur wenige Kilometer entfernt. Ewald sagte, dass er es immer von der Bundesstraße aus gesehen hätte und es wäre so schön und er müsste da hin. Es hätte uns schon warnen müssen, dass nirgendwo eines der braunen Sehenswürdigkeits-Schilder auf dieses Schloss hinwies. Der Ort Bartenstein besteht anscheinend aus einer einzigen langen Straße, einer sehr hübschen Straße, an deren Ende das Schloss an einer Art Schlossplatz liegt. Es sah alles etwas gammelig aus und etliche Hinweisschilder an Ketten teilten uns mit, dass es Privatbesitz und auf keinen Fall zu betreten wäre. Es war allerdings auch nicht so einladend, dass man es unbedingt betreten wollte! Außer Ewald natürlich, der schon ein bisschen enttäuscht war, aber herumschlich, als wollte er doch noch ein Mauseloch finden, durch dass er hineinschlüpfen könnte. Relativ schnell fuhren wir weiter und fanden dann auf der Bundesstrasse noch die Stelle, von der aus Ewald das Schloss immer gesehen hatte. Und siehe, von dort sah es wirklich toll und einladend aus.