Passau – Leoben, die 2. – Linz

Wir sind wieder auf dem Weg nach Leoben, Enkelkinder besuchen.
Dieses Jahr werden wir nicht weit kommen mit unserer Deutschlandtour, wenn wir ständig nach Österreich müssen. Aber in diesem Zusammenhang dachten wir daran, zumindest mal die südöstlichste Stadt Deutschlands zu besuchen. Ein Tag in Passau, mit Übernachtung, steht auf dem Programm.

Dienstag, 27. Juli, Passau

Übernachten werden wir im Hotel Residenz in der Altstadt am Donau-Ufer. Das scheint uns ein guter Ausgangspunkt, um möglichst schnell alle interessanten Punkte zu erreichen und auch abends noch ein bisschen bummeln zu können. Es ist nur ein paar Schritte vom Rathaus entfernt, wo die Schiffe für die kleine Rundtour ablegen und der Bus zur Veste abfährt. Also von der Lage her ideal!

Wir hatten ein Zimmer nach hinten hinaus zur Altstadt. Beim Hinausschauen entdeckten wir die bunt bemalten Pflastersteine – Moment, davon hatte ich doch schon mal Bilder gesehen – genau, unser Zimmer geht auf die berühmte Höllgasse, die Künstlergasse von Passau, hinaus. Das war uns sowieso lieber als nach vorne zur Donau hin, wo die Straße doch sehr verkehrsreich war. Ansonsten war das Zimmer sehr schön und groß, und auch liebevoll gestaltet. Kleine Manner-Waffeln lagen auf dem Kopfkissen, zwei Einschlafgeschichten daneben, eine kleine Ente auf dem Handtuchstapel – ich mag so etwas! Und abends kann man schön auf der Terrasse zur Donau hin sitzen, seinen Block schreiben und Aperol Spritz trinken. Ich mag so was sogar sehr!
Der einzige wirkliche Nachteil ergab sich erst abends auf der Terrasse, als ich versuchte, an diesem Blog weiterzuschreiben. Das WLAN war zu schwach, um mehr als ein Bild in 5 Minuten hochzuladen, und das war leider am nächsten Morgen noch genauso. Handy ging für kleinere Sachen problemlos, aber alles andere war dann doch nicht möglich.
Auch das Frühstück am nächsten Morgen, das wir wieder auf der schönen, blumengeschmückten Terrasse zu uns nahmen, ließ keinerlei Wünsche offen, Ewald konnte sogar ein wenig von dem überaus leckeren Kaiserschmarrn mit Pflaumenkompott probieren, also alles Normale war sowieso da und durchaus noch ein paar Extras.
Wir können das Hotel nur jedem empfehlen: Toplage, sehr freundliches Personal, gutes Essen und Trinken, gepflegte Zimmer. Preis/Leistung haben hier auf jeden Fall gestimmt!

Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, machten wir zuerst einen Ausflug nach dem Kloster Maria Hilf, von wo aus man einen schönen Blick auf die Altstadt von Passau haben soll. Stimmt!

Aber auch der ganze Klosterkomplex war sehr schön und ruhig und wirklich einen Besuch wert. Es ist bis heute ein bedeutender Marienwallfahrtsort. Das Gnadenbild, das in den Hochaltar eingelassen ist, ist eine Kopie eines Gemäldes von Lucas Cranach d.Ä, einem bedeutenden deutschen Maler dieser Zeit. Es ist wohl irgendwann nach 1537 entstanden und zeigt, wie das Kind Jesus seine Mutter Maria zärtlich umarmt – ein sehr anrührendes Bild. Dies fand auch der Passauer Domdekan Schwendi und ließ zwei Kopien anfertigen. 1622 baute er oben auf dem Berg über Passau eine Kapelle für eine Kopie des Bildes und machte es allen Gläubigen zugänglich. Wegen des großen Andrangs der Wallfahrer musste er schon zwei Jahre später mit dem Bau der Kirche beginnen. So begann diese große Wallfahrt nach Maria Hilf.
Der Klosterkomplex war in einer Art Landschaftsgarten eingebettet, was uns natürlich wieder besonders gefiel und wo wir noch ein wenig spazieren gingen. Auch mehrere Bienenstöcke gab es da, was Ewald natürlich sofort wieder begeisterte.
Seit dem Frühstückspicknick auf der Autobahn hatten wir nichts mehr gegessen und so plagte uns der Hunger. Wir fuhren hinunter in die Stadt und fanden auf dem Parkdeck Zentrum/Donau einen schönen Parkplatz. Nicht weit davon entfernt in der Brunngasse 2 liegt das Restaurant ‚Zweite Heimat‘, dass ich für das abendliche Burger-Essen herausgesucht hatte. Ewald ist da immer etwas mutiger als ich und bestellte den Burger des Tages, Mr. Peanut, mit Erdnussbutter! Und siehe da, er hatte schon wieder richtiger gegriffen als ich mit einem Barbecue-Burger. Aber lecker waren beide, aber der Hit des Essens waren die Fritten!
Danach gingen wir ein wenig durch die Stadt und gelangten zum Dom, der den größten barocken Innenraum nördlich der Alpen besitzt und die bedeutendsten Barockkirche italienischer Prägung auf deutschem Boden ist. Gesehen haben wir davon abends um 19.00 Uhr leider nichts, aber auch von außen sah der Dom schon ziemlich bedeutend aus. Wir setzten uns auf eine der Bänke im Schatten der Bäume (zu diesem Zeitpunkt satte 26 Grad), die den Domhof umstanden und bewunderten das Bauwerk in aller Ruhe.
Danach beendeten wir den Tag in aller Ruhe auf der Hotelterrasse bei Wein und Aperol Spritz und dem Versuch, weiter an diesem Blog zu schreiben. Erst später gingen wir noch ein paar Schritte am Donau-Ufer entlang um zu fotographieren.

Mittwoch, 28. Juli, morgens in Passau

Den nächsten Tag begannen wir in aller Ruhe mit einem ausgiebigen Frühstück auf der Hotelterrasse. Dann musste zuerst ein neuer Parkschein für das Auto gezogen werden, aber das ersparte uns insgesamt 7 Euro, die das Parkhaus teurer gewesen wäre. Man muss halt sparen, wo es geht! Um 10.30 Uhr bestiegen wir dann vor dem Rathaus ein Ausflugsschiff, um eine kleine Rundtour über Donau und Inn zu fahren (45 min für 10.-p.P.). Vom Wasser aus hat man immer einen wunderschönen Ausblick auf die Gebäude.

Wir fuhren zuerst ein Stück die Donau an der Altstadt entlang, drehten dann und fuhren an der Mündung der Ilz vorbei in den Inn. Nun soll man ja die drei Flüsse an ihren Wassern unterscheiden können, die Ilz kommt aus den Mooren des Bayrischen Waldes und soll schwarz sein, die Donau (man glaubt es nicht!) blau und der Inn grün. Aufgrund der Regenfälle der letzten Wochen waren alle drei Flüsse braun; wenn man ganz genau hinschaute, war die Ilz vielleicht ein bisschen brauner als die beiden anderen, aber das kann auch der fromme Wunsch gewesen sein, etwas zu sehen. Aber etwas anderes fiel uns auf: Die Donau kann ganz schön dankbar sein, dass sie ihren Namen behalten durfte! Der Inn ist nämlich der weitaus größere und wasserreichere Fluss der beiden. Und wenn man es farblich unbelastet sieht, ist völlig eindeutig: Die Donau fließt in den Inn!
Was mich aber wirklich enttäuscht hat, war das Dreiflüsseeck. Wir wollten nach der Schifffahrt noch einmal dahin gehen, um den Zusammenfluss genau anzuschauen, aber vom Schiff aus war zu sehen, dass das Ganze aus ungepflegtem Rasen, einigen Bäumen, zwei Dixi-Klos und einer graffiti-verschmierten Pressspanwand bestand. Da hätte ich bei einer Stadt, die sich die Drei-Flüsse-Stadt nennt, aber ein bisschen mehr erwartet, selbst wenn man bedenkt, dass dieser Bereich ca. dreimal im Jahr unter Wasser steht.
Mit dem Aussteigen aus dem Schiff fing unsere Pechsträhne an. Zum Dreiflüsseeck gehen wollten wir nicht mehr, so wie es da aussah. So fiel dieser Programmpunkt schon weg. Also mit dem City-Bus auf die Veste Oberhaus. Der fuhr direkt vor dem Rathaus ab, alle 30 min zur halben und zur vollen Stunde. Pünktlich um 11.30 Uhr fuhr ein Bus vor, in dem wir für die vorgesehenen 5 Euro 4 Einzelfahrscheine lösten. Alles richtig! Nur fuhr der Bus nicht auf die Veste Oberhaus, sondern wir landeten vor einem Parkhaus am Bahnhof und der Busfahrer teilte uns mit, dass wir jetzt die beiden anderen Fahrscheine für die Rückfahrt zum Rathaus entwerten müssten. Und: Der Bus zur Veste Oberhaus fährt dienstags und mittwochs nicht. Hä? Wieso gerade Dienstag und Mittwoch nicht? Und wo steht das? Der Busfahrer meinte, dass wüsste er nicht und er wäre auch nicht dafür verantwortlich. Er würde mit dem Bus dahin fahren, wo man es ihm sagt. So entwerteten wir unsere beiden Fahrscheine, wir wollten ja schließlich nicht hier am Ende der Welt bleiben, so sah es da nämlich aus! Und landeten wieder da, wo wir eingestiegen waren. Da hatten wir die Nase voll und beschlossen, Passau endgültig den Rücken zu kehren. Kurz überlegten wir noch, die Veste einfach mit dem Auto anzufahren, dass wir jetzt sowieso vom Parkdeck holen mussten. Aber es war inzwischen auch einfach an der Zeit, Richtung Leoben aufzubrechen. Schließlich wollten wir die Enkelkinder heute noch sehen. Also, Tschüß, Passau! Auch wenn du uns irgendwie nicht gemocht hast, wir fanden dich gut! Und können Euch nur raten: Fahrt hin! Aber nicht dienstags oder mittwochs, Ihr wisst warum!

Donnerstag, 29. Juli, Leoben

Kurz gesagt: Spielplatz – Eis essen – T-Shirt kaufen – Eis essen – Spielplatz

Freitag, 30. Juli, Gestüt Piber

Ewald war 1975 schon mal hier in der Gegend und zwar in Köflach. Und von damals trägt er einen Traum in sich: Sie wanderten und kamen aus dem Wald heraus und standen mitten unter den weißen Pferden, die dort weideten. Also mitten natürlich nur in Ewald’s Erzählung, ansonsten war da verständlicherweise ein Zaun! Das war seine intensivste Begegnung mit den Lipizzanern, die er nie mehr vergessen hat und die seitdem in etlichen Begegnungen in der Spanischen Hofreitschule in Wien weitergeführt wurde. Und dummerweise erinnerte er plötzlich, dass dieses Köflach in der Steiermark liegt und Google sagte ihm natürlich, dass dieses Treffen dort kein Zufall war, sondern die Folge davon, dass die Lipizzaner dort geboren und groß gezogen werden, nämlich auf Gestüt Piber. Und so mussten wir natürlich dahin!

Nun ist die Steiermark doch etwas größer und zudem noch von Bergen durchzogen: Schon die Hinfahrt – wir sind über Land gefahren gegen den Willen unseres Navis – war, wie meine Schwiegermutter einst zu sagen pflegte, eine Kugelfuhr. Das ist so was ähnliches wie ‚absolut tödlich‘. Zwei Straßensperrungen wegen gefällter Bäume und neu geteerter Bankette kosteten uns schon von vorne herein eine halbe Stunde und dann noch ein Pass – wir kamen pünktlich zu spät für die allmorgendliche Führung durch die Stallungen.

Ich war erstaunt, mich einem Schloss gegenüber zu sehen, aber Ewald meinte nur lakonisch, dass die Pferde des Kaisers natürlich als Gestüt ein Schloss bräuchten. Nachdem wir die Führung nun verpasst hatten, wollte er sich die Stallungen allein anschauen, was prinzipiell auch möglich ist. Aber als ihm gesagt wurde, dass es mit und ohne Führung 14.-Euro kostete, verzichtete er dann doch großzügig und schaute sich die paar Pferde, die hinten in ihren Boxen standen, durch das geöffnete Hoftor an. Klar, es ist Juli, die Pferde sind auf der Sommerweide oben in den Bergen, das hätte uns auch vorher einfallen können. Ich hatte mich sowieso sofort zu einem Cappuccino und einem Apfelstrudel zurückgezogen – mein Interesse an Pferden geht in den Minusbereich – und Ewald gesellte sich dann ziemlich schnell zu mir. Wir schauten uns noch die romanische Kirche an (ein feste Burg ist unser Gott!) und zündeten zwei Kerzen für die Familie an – ich hatte keine 50 Cent dabei.

Auf dem Weg zum Parkplatz sahen wir dann noch dieses inzwischen schöne Biotop, die Pferdeschwemme. Früher wurden die Pferde nach dem Training durch das Wasser geritten, das diente dem Abkühlen der strapazierten Gelenke, aber auch als kleine Mutprobe. Das gefiel uns dann wieder!

Samstag, 31. Juli, in Admont

Es ist Samstag, Schwiegersohn hat frei, das Wetter ist gut: Stress ist angesagt. Es muss was unternommen werden.
Es gelingt mir noch die Abfahrtszeit auf 10.00 Uhr hochzudrücken; nachdem das Auto zum Siebensitzer umgebaut und zwei Kindersitze befestigt sind, ist es dann halb elf. Denn…. Originalton: „Wir fahren eine Mautstraße und da zahlen wir doch nicht zweimal!“ Klar, eine halbe Stunde Arbeit, etwas Streit und zwei verwüstete Autos – damit haben wir 7 Euro gespart. Das hätte von mir stammen können!
In der folgenden halben Stunde Autobahn-Fahrt werden die Kinder mit Bonbons ruhig gestellt, dann geht es noch steil bergauf und dann sind wir auf der ohne jeden Zweifel idyllischen Kaiserau, einer Hochebene in 1100 m Höhe, bestimmt sehr schön zum Spazierengehen. Aber wir sind so schnell da durchgerauscht, dass ich nicht mal Zeit für ein Foto des Schlosses Kaiserau hatte. Die Mautstraße wartete schon am Ende des Hochplateaus. Und hier ging es straight bergauf bis zur Oberst-Klinkner-Hütte (1486m), am Fuß des Admonter Kalbling.

Und jetzt wurde gewandert: Auf einem straßenbreiten Weg, auf dem man auch Kleinkinder und Senioren durch das Gebirge schleusen kann. Aber schön war`s trotzdem. Wir schauten nach den Blumen und pflückten Erdbeeren und Heidelbeeren.
Und stärkten uns nach der Rückkehr auf der Hütte mit Gulasch und Knödeln und Zitronengespritzem.
So … 14.00 Uhr, Zeit für`s Mittagsschläfchen, Ende des Seniorenausflugs! Weit gefehlt, Zeit für einen kurzen Power-Nap, und dann kommt die Kultur – wenn wir schon mal in Admont sind, dann müssen wir natürlich die Benediktinerabtei besichtigen und nicht nur die Kirche, nein, vor allem das Museum.
Das Admonter Benediktinerstift besitzt die weltweit größte Klosterbibliothek und das alles auch noch in reinstem Spätbarock – also ich hätte es ja für Rokoko gehalten, aber gut: Spätbarock – und ich muss sagen, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon hundemüde war, hat dieser großartige Raum mich doch sehr beeindruckt.
Schwiegersohn weiß aber, wie er mich wieder zu guter Laune bekommt, obwohl er nach seiner Aussage den ganzen Nachmittag Angst vor einem Wutanfall hatte. So gingen wir zum Abschluss des Tages noch Mehlspeisen essen.

Sonntag, 1. August, Auf der Gleinalm

Schon im Vorfeld unseres Urlaubs hatte unser Schwiegersohn herausgefunden, dass genau an diesem Tag auf der Gleinalm – Schutzhütte (1568m) ein Frühstück angeboten wurde, zu dem man mit dem Almtaxi hochgefahren wird und so schon mal 3 Stunden Aufstieg spart. Denn eigentlich ist die Gleinalm ausschließlich Wanderern und Pilgern vorbehalten. Das hat er dann gleich für seine Familie und die Schwiegereltern gebucht. Von dort wollten wir einen kinder- und seniorengerechten Weg (2 km/100 Höhenmeter) zum Prendlstall wandern, wo die von Ewald geliebten Lipizzanerstuten ihre Sommerweide haben. Soweit der Superplan!
Leider sagte der Wetterfrosch heute ausschließlich Regen und Nebel voraus, so dass Schwiegersohn den Ausflug für seine Familie stornierte. Wir aber hatten uns so darauf gefreut, dass wir trotz allem fahren wollten. So waren wir um Viertel vor acht am Bahnhof Peggau und wurden mit den anderen 16 Teilnehmern in zwie VW-Busse verladen. Diese wurden von zwei taffen steirischen Maderln – zumindest wiesen sie sich durch ihre Tracht als solche aus, sie trugen nämlich Lederhosen! – rasant den Berg hinaus gefahren oder so ähnlich. Auf jeden Fall wurde es uns bei Regen und Nebel und Tannen und unbefestigter Straße ganz anders, vor allem wenn wir aus dem Fenster nach unten schauten. Schließlich hielten die Taxis mitten im Regen und Nebel und wir mussten aussteigen. In diesem Moment begrüßte uns die Gleinalm mit einem lauten Donnerschlag. Fast hätten wir uns geweigert, denn es schien, als ob hier außer Regen und Nebel und Gewitter weit und breit nichts wäre. Einmal ausgestiegen konnten wir jedoch kurz oberhalb von uns das Schutzhaus, was uns jetzt wirklich zum Schutzhaus wurde, im Nebel erkennen. (Das Bild, das jetzt kommt, ist wesentlich später gemacht!!! Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinen Nerv zum Fotographieren.)

Doch 5 Minuten später war meine Welt wieder in Ordnung. Wir saßen in einer gemütlichen, warmen und trockenen(!!)
Gaststube und vor uns stand ein überaus leckeres Frühstück mit selbstgemachtem Käse und Frischkäse, eigener Marmelade, nur der Schinken war von Schweinen aus dem Tal. Auch das Spiegelei war von eigenen Hühnern, die Tomate war aber vermutlich zugekauft! Und nach der ersten guten Tasse Kaffee – ach, geht es uns wieder gut!
Nur mit dem Licht hatten sie ihre Schwierigkeiten. Die Hamsterkolonie, die sie hinter dem Haus halten, hatte bei dem Gewitter offensichtlich etwas Probleme mit dem Wechsel im Laufrad. Aber wir hatten Glück, dass die Hamster noch keinen Urlaub hatten, dann machen es nämlich die Murmeltiere in Vertretung und dann wäre es immer so dunkel. Wir hatten unseren Spaß!
Wir entschlossen uns alle, auch die, die eigentlich wandern gehen wollten, bei dem Regen nach dem Frühstück wieder hinunter zu fahren. Ewald und ich wollten uns aber erst noch das Wallfahrtskirchlein Maria Schnee anschauen, das Station auf dem steirischen Jakobusweg ist. (Was den Wirtsleuten sehr wichtig ist, sie haben sich nämlich auf dem Jakobsweg kennengelernt!)
Und siehe da: Während wir noch wartend vor dem Haus standen, weil die meisten plötzlich noch ein Zigarettchen rauchen mussten – Irgendwas muss doch dran sein an der leicht morbiden Haltung, die dem Österreicher in der Literatur immer zugeschrieben wird: Masken tragen sie keine mehr, aber dafür rauchen sie! – öffnete sich der Himmel, wurde blau und die Sonne brach mit aller Macht hervor. Von Null auf Hundert – so plötzlich, wie es wahrscheinlich nur im Gebirge möglich ist. Sofort beschlossen alle wanderfähigen Mitfahrer, dass sie jetzt doch erst noch die Lipizzaner sehen wollen, und wanderten los. Ewald und ich waren etwas verwundert, denn wenn man als Nicht-Alpinist etwas weiß, dann doch, dass man dem Wetter im Gebirge nicht trauen darf. So fuhren wir brav im Seniorenbus wieder ins Tal zurück und hinterließen eine in der Sonne wunderschöne Gleinalm.
Also Schwiegersohn hatte schon recht (wie übrigens in 99 von 100 Fällen): Es wäre ein Traumausflug geworden, wenn das Wetter mitgespielt hätte. Und wenn ihr zufällig mal in der Gegend seid und zufällig wird genau an diesem Tag das Frühstück auf der Gleinalm angeboten und zufällig ist das Wetter dann auch noch schön, dann schlagt zu!

Montag, 2. August, In Linz

Linz – Industriestadt – Voestalpine (Stahl) – Murals (Grafitti) am Hafen – Ars Electronica Center. Linz rühmt sich selbst als den wichtigsten Industriestandort Österreichs. Was wollen wir da???? Völlig klar! Wir wollen etwas, was in keiner Reisebeschreibung von Linz auftaucht. Wir wollen Anton Bruckner!!! An seinem Grab stehen, seine Orgel hören. Jeden Mittag um 12.00 Uhr soll sie gespielt werden. Und einmal will Ewald dabei sein. Bruckner ist Ewalds absoluter Lieblingskomponist und er träumt, seitdem ich ihn kenne davon, die beiden vorgenannten Dinge zu tun. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wo Linz doch (fast) genau auf unserem Rückweg von Leoben liegt.
Ich habe uns ein Zimmer in einem Hotel der Kette „Motel One“ reserviert. Ausschlaggebend war wieder die zentrale Lage auf dem Hauptplatz. Und Bingo: Es war ein Volltreffer. Das Hotel befindet sich in einem der barocken Gebäude, die den ganzen Hauptplatz säumen, und beileibe nicht in dem schäbigsten.

Die Anmeldung ging ohne ein Problem, Auto blieb für ermäßigte 15 Euro in der Tiefgarage unter dem Hauptplatz, das Zimmer war sehr groß und ging auf einem absolut ruhigen Innenhof hinaus, beim Frühstück war alles da (auch mein geliebter frischer Obstsalat!). Einzig – wenn man auf sehr hohem Niveau mäkeln will – es ist überall Teppichboden und da kann ich ja nicht barfuß drauftreten, aber klar, mein Problem, nach dem Kriterium kann man sein Hotel wirklich nicht aussuchen. Also: wir waren sehr zufrieden und können es euch nur weiterempfehlen.
Nach der Ankunft sind wir dann mit der Pöstlingbergbahn auf den entsprechenden Berg gefahren, um uns erst einmal einen Überblick zu schaffen. Die Endstation ist in einem ehemaligen Festungsturm untergebracht; Linz war einst von einem Festungswall umgeben, der auch den Pöstlingberg umschloss.
Von dort oben hat man einen Wahnsinnsblick über die Stadt und wir hatten auch das entsprechende Wetter dazu. Danach gingen wir noch zu der Wallfahrtsbasilika, die das Wahrzeichen für Linz ist. Nett, aber das Besondere an ihr ist ihr Standort.
Zum traditionellen Burger-Essen hatten wir uns Paul’s Küche ausgesucht, direkt am Mariendom. Dies zeigte sich in den exklusiven Preisen. Ewald aß einen Burger von Wagju-Rind für 24 Euro, aber war sehr lecker! Meiner vom normalen Rind auch. Aber wir saßen schön und Ewald bekam endlich mal wieder sein geliebtes Andechser Weizenbier alkoholfrei, das es praktisch außerhalb von Andechs nicht gibt – außer hier. Und das allein war es wert!
Danach gingen wir auf einigen Umwegen, um noch ein wenig von Linz zu sehen, durch den schönen Abend nach Hause ins Hotel. Dabei kamen wir an das Landhaus, so heißt der Landtag in Österreich, ein eher schlichtes Gebäude, aber mit einem schönen Nordtor und einen wunderbaren Renaissance-Innenhof – Italien in Oberöstereich.

Dienstag, 3. August, In St. Florian

Linz – Österreichs Industriestadt!? Ich sitze in der Morgensonne auf einem geschlossenen, riesigen Barockplatz vor mir die Dreifaltigkeitssäule und frühstücke. Man glaubt es nicht, was Linz in seinem Innern alles zu bieten hat! Wunderschön! Linz hat auch durchaus eine Brucknerorgel, was meine Recherche ergeben hat, aber leider nicht sein Grab! Und die Orgel wird auch ganz sicher nicht jede Mittagszeit gespielt, sondern nur bei Orgelkonzerten. Also irgendwie war das schon wieder ein Looser! Schließlich stellte sich heraus, dass alles, was Ewald sein Leben lang nach Linz gelegt hatte, dort gar nicht ist, sondern 20 km vor der Stadt im Augustiner -Chorherren -Stift St. Florian. Wie soll ich recherchieren, wenn ich keine richtigen Angaben habe? Jetzt haben wir einen Besichtigungstermin und werden danach um 12.30 Uhr die Orgel hören. Der Tag ist gerettet!
Überpünktlich trafen wir in St. Florian ein, bekamen sofort einen Parkplatz und besorgten uns die Karten für die Führung, natürlich inklusive Bruckners Grab und Bruckners Erinnerungszimmer. Mir graute schon wieder ein bisschen, weil ich langweile mich bei Führungen sehr leicht, wenn sie ins Nebensächliche abgleiten, was sich sowieso kein Mensch merken kann (und auch nicht will!). Aber diese Fremdenführerin war wirklich gut, sehr klar, sehr deutlich und kurz und prägnant.

Im Jahre 304 wurde an dieser Stelle der heilige Florian, der heute Patron von Oberöstereich ist, begraben und eine erste kleine Kirche errichtet. 800 gab es die erste urkundliche Erwähnung. Die heutige Gestalt erhielten das Stift und die Kirche 1650-1720. Obwohl in dieser relativ langen Zeit drei verschiedene Baumeister am Werk waren, hat das Stift doch eine sehr einheitliche Gestalt erhalten.
Wir besichtigten die Kirche, den Marmorsaal, hörten einiges über das Leben und vor allem über den Tod des Hl. Florian, betrachteten einen echten gotischen Altar (das war schon sehr beeindruckend!) und last, but not least stiegen wir in die Gruft unter der Kirche und Ewald war am Ziel.
Anton Bruckners ist in Wien gestorben und sein Leichnam wurde dann auf seinen Wunsch hin hier nach St. Florian gebracht. Sein Grab liegt nun genau unter der Orgel, auf der er als junger Florianer Chorknabe spielen gelernt hatte und die ihm ein Leben lang Inspiration und Kraftquelle war. Sein Wunsch und seine Vorstellung war, seiner geliebten Orgel nun eine Ewigkeit lang zu hören zu können und wenn diese kraftvolle Orgel (103 Register, 7000 Pfeifen, 4 Manuale) spielt, hört man es wirklich bis in die Gruft. Wo er nun ist und diese Orgel hört, weiß man nicht, aber prinzipiell wäre es, wie gesagt, schon möglich.

Ewald besichtigte dann mit einigen anderen noch die Kaiserzimmer und das Erinnerungszimmer an Anton Bruckner, das habe ich mir aber erspart. Nach 1 1/2 Stunden war ich nicht mehr aufnahmefähig, auch wenn es gut gemacht war. Ewald erzählte mir aber, dass das Zimmer das widerspiegelte, was Bruckner wirklich war: ein einfacher, eher unsicherer Mann, der sein Leben lang viel Lob brauchte und doch nicht an sich glauben konnte. Seine Fähigkeiten, seine Möglichkeiten, sein Selbst-Bewusstsein kamen nur zum Vorschein, wenn er an der Orgel saß und komponierte. Dann kam das Göttliche, das in ihm steckte, zum Ausbruch und er wurde zum Genie.

So, das war’s! Wir fuhren an diesem Tag dann nur noch ins Schwäbische, um Ewald’s Verwandtschaft nach der langen Corona-Zeit einmal wiederzusehen und verlebten zusammen mit seinen Cousinen einen schönen Abend.