Unser jährlicher Frauenausflug stand wieder an: diesmal ging es vom 29. April bis zum 1. Mai in ein Ferienhaus nach Noordwiyk in den Niederlanden. Das diesjährige Geburtstagskind hatte sich einmal ein Ferienhaus und kein Hotel gewünscht: da sind wir mehr unter uns, können gemeinsam kochen und viel batschele – Düngenheimer Platt ist auch nach 40 Jahren noch nicht meine Welt! Als Unternehmungen wollten wir einen Tag mit dem Zug nach Amsterdam fahren, das sind ca. 35 km, und eine Tag in den Keukenhof, der relativ genau neben Noordwiyk liegt. Schließlich blühen gerade die Tulpen. Die Anfahrt sollte mit dem Auto erfolgen, eine kam mit dem Zug aus Berlin und eine andere war schon mit dem Wohnmobil vor Ort. So konnten wir gut unseren Siebensitzer verwenden. Auf der Hinfahrt regnete es immer wieder und der Himmel war sehr bedeckt. Wir konnten uns kaum vorstellen, dass unsere Wetter Apps recht haben sollten, die uns für die nächsten zwei Tage das schönste Sonnenwetter versprochen hatten. Einen kleinen Zwischenfall gab es noch: Als wir kurz vor Noordwiyk rechts die ersten blühenden Tulpenfelder sahen, schrien wir vor Begeisterung laut auf. Unsere Fahrerin guckte auch nach rechts, zog den Wagen nach rechts, aber kurz vor dem Graben, der natürlich wie üblich in Holland mit Wasser gefüllt war, konnte sie den Wagen noch abfangen. Puh, noch mal gut gegangen.
Freitag, 28. April 2023 Noordwijk
Die Hinfahrt verlief problemlos, manchmal war der Verkehr etwas dicht, aber es kam zu keinem richtigen Stau. So waren wir schon gegen 14 Uhr vor Ort. Wir hatten beschlossen, einfach das Auto abzustellen und dann zuerst einmal ans Meer und dann Kaffee trinken zu gehen, bevor um 16.00 Uhr der Check-In sein sollte. Leider gerieten wir sofort an die Verwalterin des Anwesens (es bestand aus 3 verschiedenen Ferienwohnungen), die wohl mit Putzen noch nicht fertig war und deshalb unsere frühe Anwesenheit als persönliche Beleidigung auffasste. „Hier kann doch nicht einfach jeder sein Auto hinstellen, wann und wo er will,“ war noch eine der freundlichsten Entgegnungen, die sie uns auf unsere Frage entgegenhielt. Okay, okay, wir sind ja schon weg an den Strand.
Der Regen hatte aufgehört, aber es war noch sehr stürmisch. So waren viele Familien mit Drachen unterwegs und auch viele Kitesurfer. Aber es war doch sehr kalt, so dass wir bald den Strand verließen und ins Städtchen gingen. Dort fanden wir ein nettes Cafè gegenüber der Kirche, das Pepito, wo wir uns bei einem Kaffee aufwärmten.
Samstag, 29. April 2023 Amsterdam
Wir hatten beschlossen, mit dem Auto zum nächsten Bahnhof zu fahren und dann mit dem Zug weiter in die Stadt. Der Bahnhof liegt genialerweise in Amsterdam genau im Zentrum. Es gab noch einige Schwierigkeiten zu bewältigen: Wie kommt man in Holland an Fahrkarten? Da stand ein Automat und niemand davor, also nichts wie hin. Unsere beiden Technik-Freaks begannen den Automaten zu bearbeiten – er wollte kein Bargeld und erst recht keine Karte von uns. Endlich erschien eine freundliche Holländerin, die sich brav hinten anstellte. Wir winkten sie sofort nach vorn. Die weiß ja schließlich, wie es geht. Aber sie wusste nur, wie es mit ihrer Abo-Karte geht, war dennoch sehr hilfsbereit, teilte uns mit, dass der Automat nur Münzen nahm – gut, bei 7mal 20 Euro war die Bargeldfrage damit schon mal erledigt. Wir begannen unsere einzelnen Karten auszuprobieren und siehe da: aus Gründen, die sich uns niemals erschließen werden, nahm er die 5. Karte an und wir hatten endlich unsere Fahrscheine. Die Schlange hinter uns war inzwischen auf ca. 20 Menschen angewachsen, aber alle lächelten uns freundlich zu und niemand hatte versucht, uns vom Automaten weg zu drängen. Wirklich nette Menschen, diese Niederländer! Obwohl…. Wir waren zu siebt, wahrscheinlich hat sich nur keiner an uns ran getraut. Der Zug war voll bis zum letzten Stehplatz, wir drängelten uns herein und sofort stand eine nette Frau auf und bot mir ihren Platz an. Wirklich nett, diese Holländer (die Frau kam zwar aus dem fernen Osten, näher will ich mich nicht festlegen, aber sie zählt für uns auch zu den Einheimischen). Auf der Bahnfahrt fiel uns plötzlich ein, dass wir überhaupt keinen Plan für Amsterdam hatten: Was wollten wir da überhaupt? Wir fahren nach Amsterdam, hatten wir beschlossen, und weiter? Ein schneller Blick in das World Wide Web brachte uns weiter: eine Grachtenfahrt sei unerlässlich, stand da. Also gut, dann machen wir das doch. Erstaunlicherweise (oder auch nicht!?!?) begannen die Grachtenfahrten genau vor der Centraal Station, wer hätte das gedacht? Also raus aus dem Zug und rein in das Boot, natürlich erst nachdem die 200 vor uns Wartenden auch ihren Bootsplatz bekommen hatten. Aber wir standen im strahlenden Sonnenschein, um uns herum Wasser, historische Gebäude und vor allem viele Menschen, was will man mehr? Wir fotografierten uns gegenseitig und in der Gesamtheit von anderen Menschen, guckten auf unser Handy, ach, heutzutage kriegt man die Zeit schon rum.
Die Grachtenfahrt dauerte 1 Stunde, kostete 13 Euro und war wirklich sehr schön und auch informativ. Es gab keine Ohrstöpsel, sondern die Informationen immer in drei Sprachen. Deutsch war die letzte, so dass wir manchmal schon etwas an dem Bauwerk vorbei waren, bevor wir wussten, was es ist, aber man kann ja auch hinten heraus schauen. Auf jeden Fall gab es viel zu sehen, viele Menschen, viele Boote, viele Häuser. Schön waren auch die Hausboote, die rechts und links an den Grachten am Ufer lagen. Früher war es die Wohnungsnot gewesen, die die Menschen zwang, so zu wohnen. Heute ist es hip und kostet ein Vermögen.
Nach dieser intellektuellen Anstrengung mussten wir uns erst einmal stärken. Und man glaubt es nicht: wir fanden wirklich einen freien Tisch für uns alle in der Sonne unter einen Baum. Das Glück hatten wir allerdings nur einmal am heutigen Tag! Wir nutzten es auch weidlich aus, tranken Kaffee und Bier, assen sehr gute Fritten mit Mayo und ließen es uns gut gehen. Danach brachen wir zu einem kleinen Stadtbummel auf.
Wir gingen kreuz und quer durch die Stadt, an Grachten entlang, über Brücken, kamen am Anne-Frank-Haus vorbei, wo eine riesige Schlange auf Einlass wartete – nein, da wollten wir uns dann doch nicht dazu gesellen. Zum Schluss stellten wir fest, dass wir fast sieben Kilometer durch die Stadt spaziert waren. Jetzt wieder einen Kaffee, aber nichts war mehr möglich, selbst wenn wir nur zu zweit gewesen wären, wäre ein Platz in der Sonne schwierig zu bekommen gewesen. Auf unserem Rundgang näherten wir uns immer mehr dem Bahnhof, es waren so viele Menschen überall, irgendwann wurde es uns zuviel und kurz entschlossen sprinteten wir los – also manche sprinteten, manche wie ich beschleunigten etwas ihren Schritt – und erreichten in der letzten Minute noch den nächsten Zug Richtung Noordwijk. Geschafft! Es war sehr schön gewesen, eine ganz tolle Stadt, aber unglaublich viele Menschen. Lag aber sicher auch daran, dass es der erste Sonnen-Samstag des Jahres war. Wir machten uns kurz frisch und gingen dann in eines der Pfannkuchenhäuser am Ort, Hänsel und Gretel hieß es und hatte an den Wänden lauter Bilder aus diesem Märchen, war aber sehr gemütlich. Und es gab wirklich leckere Pfannkuchen, das muss man sagen! Hat uns allen sehr gut geschmeckt. Danach noch ein kurzer Gang an den Strand und danach spielen, spielen, spielen bis tief in die Nacht. Morgen früh haben wir ja Zeit……
Sonntag, 30. April Keukenhof
Ursprünglich wollten wir früh morgens zum Keukenhof aufbrechen, um vor der zu erwartenden Menschenmasse dort anzukommen. Als ich mich jedoch eine Woche vorher im Internet um Karten bemühte, waren nur noch Termine am späten Nachmittag zu haben. So konnten wir erst um 16.00 Uhr am Keukenhof auflaufen, für eine ausführliche Besichtigung reichte die Zeit bis 19.30 Uhr aber immer noch. Und siehe da, alles war gut! Wir kamen ohne jeden Stau bis zum Parkplatz, während sich auf der anderen Straßenseite die heimfahrenden Menschen drängelten und kilomterlang standen. Wir wurden sofort eingewiesen und bekamen ganz in der Nähe des Hintereingangs einen Parkplatz. Schnell die Karten gescannt und 5 Minuten nach 16.00 Uhr waren wir drinnen. Lief super! Drinnen war es natürlich noch sehr voll, aber je weiter wir in den Park hinein gingen, desto mehr verlief es sich.
An der Windmühle wurde es dann natürlich wieder etwas voller, aber trotz einer kleinen Schlange ging der Aufstieg dann doch recht schnell.
Es war genügend Zeit, um sich an den immer wechselnden Arrangements der Tulpen zu erfreuen. Gegen 18.00 Uhr wurde es dann merklich leerer, so dass dann auch keine Gefahr mehr bestand, dass wir uns verlieren.
Die Rückfahrt war genauso problemlos wie die Ankunft. Unser Auto stand um 19.00 Uhr relativ allein auf weiter Flur, wir konnten ohne jeden Stau den Keukenhof verlassen. Also, ich kann jedem nur empfehlen: Wenn es euch zeitlich möglich ist, wählt die späten Nachmittagstunden für einen Besuch, es ist mit Ankunft und Abfahrt wesentlich entspannter! Wir auf jeden Fall haben es keine Sekunde bereut.
Den Abend beschlossen wir in einem Strandrestaurant, um einen Sonnenuntergang bewundern zu können. Leider war uns der Himmel, der uns bisher immer Sonne geschickt hatte, jetzt nicht so gewogen. Aber schön war es trotzdem: Wir haben Spaß, wo immer wir sind!