„Wenn die letzte Vorstellung deiner Theatergruppe gelaufen ist, fahren wir sofort los!!!“ Der Wohnwagen war von seiner Winterumhüllung befreit, das Theaterstück abgespielt, einen Tag ließ ich Ewald noch Zeit:: Jetzt aber los! Nur wohin??? 400 Kilometer war das Maximum, wir wollten in einem Tag ohne Stress am Ziel sein. Die Welt von Oldenburg bis Freiburg stand uns offen (in den Osten wollten wir diesmal nicht; da hatten wir alles in Reichweite bereits durch.). Zum Schluss blieben zwei Möglichkeiten übrig: Paderborn oder Freudenstadt? Ewald votierte für Freudenstadt und ich schloss mich ihm an. Also in den Schwarzwald! Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, waren alle vom ADAC hochgepriesenen Campingplätze (auch der in Freudenstadt!) bereits ausgebucht. Allerdings waren die auch alle sehr hochpreisig: 50 – 60 Euro für eine Nacht in meinem eigenen Wohnwagen tun mir einfach immer noch weh! Jede Menge Naturcampingplätze hatten überhaupt noch nicht auf, so dass wir schließlich sagten: Egal, jetzt nehmen wir den nächsten, der uns zusagt…. und so kamen wir nach Ottenhöfen. Nie davon gehört, aber der Ort liegt am Rande des Schwarzwaldes im Acherntal, nahe der Ortenau und war von der A5 aus super zu erreichen. Das war schon mal wichtig für mich. Der Campingplatz liegt auf halber Hügelhöhe auf mehreren Terrassen und wird mit Sicherheit niemals auch nur in die Vorauswahl vom ADAC kommen. Die Wohnwagen stehen in Reih und Glied, durch ein Metallband voneinander getrennt (also ein besserer Wohlmobil-Stellplatz), aber die Aussicht ist wirklich schön, die Betreiber sind unheimlich freundlich und hilfsbereit und mit 30 Euro/Nacht waren wir dabei.


Schon die Hinfahrt war ein Traum: strahlend blauer Himmel und der Schwarzdorn und die Wildkirsche blühten überall am Rand der Autobahn, einfach schön. Und als wir die Autobahn verließen, fuhren wir gerade hinein in ein Blütenwunder: Blühende Kirschbäume, so weit das Auge reichte. Hier werden wir die nächsten Tage auf jeden Fall einmal spazieren gehen, nahmen wir uns vor.#
Montag, den 7. April 25 Mummelsee und Sasbachwalden
Was liegt überhaupt in der Nähe von Ottenhöfen? Oh, der Mummelsee! Das Kleinod des Schwarzwaldes – als geradezu mystischer Ort wird er angepriesen… Aber touristisch gesehen hat man ja auch einiges getan, um ihn zu einem zumindest mythischen Ort werden zu lassen. Es gibt einen Mummelsee-König, eine Mummelsee-Nixe und den Mann mit dem Läusepelz! Ihr werdet schon noch sehen!! Da der Mummelsee im Sommer zwar Tausende von Besuchern mühelos schafft, erschien es mir jedoch selbst im April günstig, dort möglichst früh aufzulaufen. Ewald durfte heute mal nicht duschen, bekam aber immerhin ein Frühstück und um 9 Uhr brachen wir auf. Ein strahlender Sonnentag ohne eine einzige Wolke! Der einzige Nachteil: es waren frische 4 Grad, als wir uns auf machten, obigen See zu umrunden. Zum Glück hat der nur einen Umfang von 800 Metern , was wir uns trotz unserer schwächlichen Konstitution gerade noch zutrauten. Der Berg über dem Mummelsee heißt Hornisgrinde und ist der höchste Berg des Nordschwarzwaldes. Leider kommt man dort nur zu Fuß oder mit dem Linienbus hin, was uns beides leider nicht möglich war (s. schwächliche Konstitution bzw. Mitführen von zwei bellenden Hunden). Aber die Umrundung des Sees lief gut, es kamen uns nur wenige Menschen und gar keine Hunde entgegen. Jasmin hatte wenig Grund, sich aufzuregen, zu ziehen und zu bellen, also alles bestens. Aber wir waren doch froh, als wir wieder in unserem warmen Auto saßen und unsere Hände an heißem Kaffee wärmen konnten, es war doch arg kalt gewesen.








Dann bogen wir nach Sasbachwalden ab, dem Fachwerkdorf, das einst zum schönsten Dorf Deutschlands gekrönt worden war. Ja, fast alle Häuser waren aus Fachwerk. Ja, es gab auch besonders schöne Häuser darunter, aber so richtig erschloss es sich uns nicht, wieso das insgesamt ein besonders schönes Dorf sein sollte. Es fehlte der Charme, es fehlte das Besondere, zumindest haben wir es weder gesehen noch gespürt. Was vielleicht auch daran lag, dass Sasbachwalden ein Straßendorf ist, all die schönen Häuser stehen die Haupt- und eine Nebenstraße entlang. Ja genau, mir fehlte der Marktplatz, der Mittelpunkt, um den sich die Fachwerkhäuser herum scharten, wo sich Menschen treffen, wo Tische und Stühle vor den Restaurants stehen, wie ich es von den Fachwerkstädtchen in Oberhessen kenne; so was gab es da nicht, zumindest haben wir es nicht gefunden. Vielleicht waren wir auch nur zum falschen Jahreszeit da, man nennt Sasbachwalden ja auch das Blumendorf und dazu war es halt einfach zu früh im Jahr.



Am Nachmittag zog es mich unweigerlich ins „Kirschblütental“(Astrid Lindgren). Nein, nur nach Mösdorf und Waldulm, wo die meisten Kirschplantagen stehen, ein kilometerweiter Traum in Weiß. Nachdem wir uns nicht entscheiden konnten, wo es am hübschesten war, ließen wir das Auto einfach irgendwo stehen und wandelten mit den Hunden unter blühenden Bäumen. Ich kann euch jetzt aus eigener Erfahrung sagen, die vielgerühmte Mandelblüte in Mallorca ist ein Witz gegen Mösdorf in der Ortenau! Da kann man viel Geld sparen, wenn man das weiß!



Dienstag, 8. April 25 Kleine Mühlenwanderung
Ottenhöfen nennt sich das Mühlendorf; es gibt hier eine Mühlenwanderung von 13 km Länge. Das war natürlich von uns nicht zu leisten, aber vier Mühlen haben wir dann mittels Autoanfahrt und kleinerer Wanderungen doch noch gefunden: die Rainbauernmühle, die Straubenhöf-Mühle, die Hammerschmiede und die Bühler Mühle. Alle waren sehr schön restauriert und durchaus ein romantischer Anblick. Seht selbst!






Mittwoch, 9. April 25 Die Edelfrauengrab-Wasserfälle
Die Edelfrauengrab-Wasserfälle (also so ein Name muss einem aber auch erst einmal einfallen!!)
sind das touristische Highlight von Ottenhöfen. Es hat immerhin drei Tage gedauert, bis es uns aufgefallen ist, aber dann haben wir uns sogleich auf den Weg dorthin gemacht. Nicht dass es einfach gewesen wäre: Kein Hinweisschild weit und breit! Und beim ersten Anlauf sind wir schon auf der Hinfahrt umgekehrt, weil es uns doch sehr unwahrscheinlich erschien, dass man durch einen Steinbruch und ein Kieswerk hindurchfahren muss. Muss man aber! Und dahinter ist dann ein kleiner, eher unauffälliger Parkplatz und ab da gibt es dann auch eine Beschilderung, Hinweis- und Informationsschilder . Und ab da lohnt sich dann auch jeder Meter. Erst geht es einige hundert Meter durch die Schlucht des Gottschlägbaches, die schon einfach wildromantisch ist.



Dann beginnen die Wasserfälle, die aus 7 Kaskaden von 3 – 8 m Länge bestehen und über 180 gut gesicherte Treppenstufen zu erlaufen sind. Der unterste und mit 8 m längste Wasserfall läuft neben der namensgebende Grotte. Auch hier gibt es wieder eine entsprechende Sage, nach der eine Edelfrau wegen versuchter Kindstötung lebendig eingemauert und schließlich ertränkt worden war.
Aber auch jenseits dieser Sage ist diese Schlucht ein verzauberter, romantischer Ort, der uns sehr in seinen Bann zog. Vielleicht hing das aber auch damit zusammen, dass außer uns kein einziger Mensch weit und breit zu sehen war, obwohl wir fast eine Stunde da herumkraxelten. Also in der Werbung für dieses „touristische Highlight“ (und es ist wirklich eines!) ist noch viel Luft nach oben.


