Am Wattenmeer

Freitag, 19. September 25 Auf Eiderstedt – Halbinsel im Wattenmeer

Kurz unterhalb von unsere Campingplatz (also südlich davon!) beginnt die Halbinsel Eiderstedt. Das ist die Heimat der Schreiberin des Reiseblogs „Weltreize“. Ihrem Blogartikel habe ich gute Anregungen für einen Ausflugstag auf Eiderstedt entnommen.
Ganz in unserer Nähe, nämlich nur 5 km entfernt, befindet sich in einem Ort namens Witzwort der „Rote Haubarg“. Hierbei stellt sich natürlich zu aller erst einmal die Frage: Was ist das eigentlich, ein Haubarg? Ein Haubarg ist ein für die Halbinsel Eiderstedt typisches Bauernhaus aus dem 16. Jh. Das Besondere an ihm ist das Einhaus-Prinzip: Wohn- und Wirtschaftsbereiche für Mensch, Tier und Vorräte sind unter einem riesigen, reetgedeckten Dach vereint. Das Wort kommt von den Heubergen, die unter dem Dach gelagert waren und das Überleben im Winter sicherten. Der rote Haubarg liegt ganz idyllisch in einem kleinen Wäldchen auf einer Warft. Man kann ihn noch besichtigen (Museum) und ein kleines Café ist auch dort. Leider hat beides erst ab 11 Uhr auf und so konnten wir unser Wissen über Haubarge leider nicht vertiefen. Übrigens: der rote Haubarg hat genau 99 Fenster, ein sicheres Zeichen, dass der Teufel ihn erbaut hat!!!!

So fuhren wir weiter nach Tating. Dort sollte es einen hübschen Park geben, den Hohendorfer Garten. Das Wort Garten hätte uns schon warnen sollen: der Park war echt winzig und auch nur zu einem kleinen Teil angelegt, der Rest war einfach Wald. Aber siehe, da schimmert doch ein Haus durch die Bäume. Und bei näherem Hinsehen wurde uns klar: Ein Haubarg, eindeutig! Er war zwar wesentlich kleiner und in vier Ferienwohnungen aufgeteilt, aber es war noch ganz klar erkennbar, was es einst gewesen war. Jetzt war unser Interesse an Haubarge endgültig geweckt: Und siehe da, wenn man sie sucht, findet man sie überall. 40 – 50 soll es noch auf der Halbinsel geben. Einer stand sogar zum Verkauf, aber eine halbe Million für etwas, was mehr Ställe als Wohnfläche besitzt, war uns dann doch zu teuer. Außerdem war er auch wirklich schon ziemlich verfallen. Haubarge renovieren scheint etwas für reiche Leute zu sein. Im Hohendorfer Garten gibt es auch noch ein Schweitzerhaus (da wohnten früher die Angestellten drin), heute ist da ein Cafébe. Aber das Glück war uns wieder nicht hold: es machte erst um 12.00 Uhr auf.

Weiter ging es, noch immer ohne Kaffee, zu DEM Fotomotiv der Gegend: dem Westerhever Leuchtturm. Er ist das Wahrzeichen der Halbinsel Eiderstedt. Leider waren es vom Parkplatz bis zum Leuchtturm noch 3 km Spazierweg; das wollten wir uns dann doch nicht antun, nur um eines Fotos willen – Kaffee sollte es nämlich am Leuchtturm auch nicht geben! -, aber von der Deichkrone wurde es dann doch noch ein sehr schönes Foto. Der Leuchtturm steht , flankiert von zwei kleinen Häuschen, auf einer Warft inmitten der saftig grünen Salzwiesen, ausgesprochen hübsch!

Jetzt wurde es aber Zeit: der Höchststand der Flut war da und da wollten wir eigentlich am Strand von St. Peter-Ording sein. Ich hatte gelesen, dass man in Ording mit dem Auto bis auf den Strand fahren darf. Kann man wirklich und viele tun es auch. Aber es kostet 15 Euro! Was okay ist, wenn man den ganzen Tag am Strand bleiben will, aber für mal kurz der Nordsee „Guten Tag“zu sagen, erschien es mir doch ein bisschen heavy. So parkten wir für 3 Euro vor dem Deich und bekamen dadurch ohne Problem unsere täglichen 5000 Schritte hin! Aber während gefühlt Tausende von Menschen dort begeistert unterwegs waren, war mir schon nach kürzester Zeit klar: Ich brauch´ das nicht! Ich brauch´ keine Wellen und Sand brauch´ ich schon doppelt nicht!!! Und mit Strandkörben – in die hätte man sich nämlich inzwischen kostenfrei rein setzen können – kann ich auch nichts anfangen, weil meistens sind sie sandig. Also begrüßten wir das Meer kurz. Es schien sowieso nicht besonders begeistert von unserem Anblick zu sein, es zog sich nämlich schon wieder zurück! Was wir dann auch umgehend machten. Und Kaffee hatten wir immer noch nicht! Und Hunger inzwischen auch!

Also nicht wie hin zum letzten Punkt unseres Ausfluges: Das Eidersperrwerk. Es wurde nach der zerstörerischen Springflut von 1962 gebaut und 1973 fertig gestellt. Es dient dazu, die Eider zu entlasten und das Binnenland vor Sturmfluten zu schützen. Dies geschieht, indem bei Bedarf die fünf riesige Tore geschlossen werden können und so der Wasserdurchfluss zwischen Nordsee und Eider reguliert werden kann. Es ist Deutschlands größtes Küstenschutzbauwerk Was uns aber fast noch mehr interessierte, waren die Fischbrötchen im Aussichtspavillon am Südausgang des Autotunnels. Dies sollten nämlich die besten ihrer Art in ganz Nordfriesland sein. Und wir konnten es nur bestätigen: Sie waren ganz frisch gemacht, die Brötchen richtig knusprig und der Fisch unheimlich lecker. Ewald hatte ein Backfischbrötchen und ich eins mit geräuchertem Aal. Köstlich!

Danach fuhren wir einmal quer über die Halbinsel auf kleinen Sträßchen nach Hause. Und die Gegend: Nun ja, es ist halt Marschland, was soll man da sagen….zumindest ist es grün. Dann gibt es abwechselnd Schafe (viele), Kühe (wenige) und Pferde (ganz wenige). Und manchmal, um die Häuser herum, gibt es noch Bäume. Und damit hat es sich. Dann gibt es den Deich und dahinter die Salzwiesen. Ich meinte:“ Die Gegend hier ist langweilig!“ und Ewald entgegnete:“Sei nicht so streng: sie ist halt ein bisschen eintönig.“ Was soll denn das: Nur ein Ton immer, ist doch langweilig!

Samstag, 20.9.25 Tönning

Noch einmal fuhren wir über unsere Halbinsel und machten dabei einen kurzen Stopp beim Herrenhaus Hoyerswort, einem Renaissancebau aus dem 16. Jh. Er ist wirklich liebevoll gepflegt (soweit das bei einem so großen Haus, das unter Denkmalschutz steht, möglich ist) und steht in einem Wäldchen auf einer Warft. In dem Wäldchen ist ein Skulpturengarten angelegt, aber wir stehen beide nicht sonderlich auf zeitgenössische Kunst. Da interessierte uns eine frei laufende Hühnerschar schon wesentlich mehr! Auch eine Glucke mit ihren süßen Küken war dabei.

Dann ging es weiter nach Tönning, was ein verschlafenes Hafenstädtchen an der Eider und ein Geheimtipp sein sollte. Nun gut, was im Internet als Geheimtipp gehandelt wird, zieht anscheinend besonders viel Touristen an. Aber es hat einen hübschen Marktplatz, einen netten Schlosspark (ohne Schloss) und einen wirklich reizvollen kleinen Hafen. Über dem Marktplatz wacht die mächtige St. Laurentius-Kirche und dort stehen auch einige wirklich schöne Giebelhäuser.

Durch den Schlosspark, in dem ganze Wiesen voller Herbstzeitlosen blühten, ging es zu dem kleinen Hafen. Wir spazierten an dem riesigen Packhaus vorbei, das von den besseren Zeiten Tönnings erzählt, als der Nord-Ostsee-Kanal noch nicht gebaut war. Danach ist das Städtchen ein bisschen in Vergessenheit geraten, bis die Touristen es wieder entdeckten. Am Hafen ließen wir uns im „Goldenen Anker“ (sehr zu empfehlen!) nieder und genossen in der Sonne zwei der hiesigen Spezialitäten: einen Pharisäer und Milchreis mit roter Grütze, beides sehr lecker.