Wir wollten den nördlichen Teil unsere Deutschland-Tour fortsetzen, wo wir vor 2 Jahren abgebrochen hatten. Die Holsteinischen Schweiz, bei Plön und Eutin, war damals unsere letzte Station gewesen. Jetzt haben wir gute 80 km oberhalb wieder angesetzt und verbrachten 5 Tage an der Schei. Die Schlei war für mich, wenn ich eine Landkarte anschaute, immer ein Fluss gewesen, ein etwas komischer Fluss, der seine breiteste Stelle kurz nach der Quelle hat (?), aber auf eine andere Idee bin ich gar nicht gekommen. Aber weit gefehlt! Die Schlei ist ein Meeresarm der Ostsee, praktisch ein Fjord, der sich 40 km weit ins Landesinnere zieht und dann bei Schleswig in einem 4 km breiten See (die „großen Breite“, so heißt dieser Teil der Schlei) endet: Deutschlands einziger Fjord! Sehen tut man das allerdings nicht; wenn man am Ufer steht, sieht es je nachdem entweder wie ein Fluss oder wie ein See aus. Aber schön ist es dort … und still!



Samstag, 13. September 2025 Schleswig
Wo fangen wir an? Am besten mal am Ende, in Schleswig. Dort steht Schloss Gottorf, das den ältesten Barockgarten jenseits der Alpen besitzen soll und die Sammlung Horn, Gemälde und Bildhauerei des 20. Jahrhunderts, also der Kunstrichtung, die uns am meisten liegt. Um es gleich zu sagen: die Sammlung Horn ist momentan wegen Umbau geschlossen… und der Barockgarten, nun ja…. und die Seeadler, die dort leben sollten, haben sich auch nicht blicken lassen….Aber ansonsten war es ein schöner Spaziergang!



Danach sind wir noch an den Hafen in Schleswig gefahren und haben unsere ersten Fischbrötchen verzehrt – wenn schon Norden, dann auch Fischbrötchen! Eins mit Backfisch und eins mit Bismarckhering – lecker! Gleich neben dem Hafen beginnt die Fischersiedlung Holm; ursprünglich lebten auf dieser ehemals kleinen Insel in der Schlei nur Fischer, die Häuser sind einstöckig und eng aneinander gebaut. Die meisten liegen um einen runden Platz, in dessen Mitte eine kleine Kapelle und ein Friedhof liegt. Vor den Häuschen wachsen Rosenstöcke und Stockrosen, es sieht idyllisch aus, wie aus der Zeit gefallen.



Hinter der Siedlung liegt das ehemalige Benediktiner-Kloster St. Johannis, die Kirche und mehrere Gebäude aus Backstein und Fachwerk umschließen verschiedene Innenhöfe, die voller Pflanzen sind und zu einem stillen Rundgang einladen. Das sind die Dinge, die wir lieben, einfach und schön. Ab und zu kann man einen Blick auf die Schlei erhaschen. Dort fanden wir auch einen Bibelgarten mit biblischen Pflanzen (z.B. der Passionsblume) und interessanten Plakaten über biblische Tiere.



Sonntag sollte der praktisch letzte Sonnentag sein und wir beschlossen, auf die Geltinger Birk zu fahren. Sagt Euch nichts? Mir aber. Seit Jahren erzählt Ewald, dass auf einer Landzunge im Norden die einzige Wildpferdeherde Deutschlands lebt. Koniks sind eine kleine Pferderasse, die aus Polen stammt. Sie sind auf der Geltinger Birk ausgewildert worden und dienen dort zusammen mit den Galloways der Landschaftspflege. Sie beweiden die Naturschutzflächen und verhindern so ein Zuwuchern mit Sträuchern und Gehölzen Seit 2009 wird dort die Natur sich selbst überlassen und es hat sich eine der bedeutendsten Naturlandschaften Schleswig-Holsteins gebildet, mit Salzwiesen, Lagunen, Stränden und Steilküsten, die ganz den Tieren gehören. Über 200 Vogelarten leben dort, auch der Seeadler soll täglich zu sehen sein. Bei unserem Spaziergang sind wir an der Holländermühle Charlotte vorbeigekommen, einer Wassermühle, die heute unter Denkmalschutz steht. Und viele, viele Vögel haben wir gesehen und in der Ferne die Rinder. Nur die Pferde, um die es Ewald ja ging, die haben wir nicht gesehen. Das war auch von vorneherein abzusehen, da sie sich ja frei auf einer riesigen Fläche bewegen und unsere Wandermöglichkeiten inzwischen sehr begrenzt sind. Aber auch die ganze Landschaft mit den Nooren, den Lagunen und den vielen Vögeln hat uns sehr gefallen. Zum Schluss sind wir noch auf die andere Seite der Birk gefahren zum Leuchtturm Falsthöft und haben einen Blick auf die Ostsee geworfen.



Sonntag-Nachmittag: Zeit ins Café zu gehen. Und in welches Café geht man an der Schlei? Natürlich ins Landarzt-Café in Lindau! Der 500 Jahre alte Hof war 25 Jahre lang der Drehort für die Serie „der Landarzt“ gewesen. Meiner Meinung nach habe ich nicht eine Folge davon gesehen, aber Ewald war sie bestens bekannt. Als die Serie endete, aber immer wieder Menschen den Drehort besuchen wollten, haben die Besitzer dort ein Café eröffnet. Und es war knallvoll! Wir haben gerade noch in der Mitte einen kleinen Tisch ergattert. Und die Kuchen sind wirklich sensationell; ich hatte ein riesiges Stück Eierlikör-Kirsch und Ewald natürlich Mohnkuchen. Danach gingen wir noch mit den Hunden ein wenig spazieren, aber dann war es wirklich genug für diesen Tag.



Montag, 15. September Sieseby
Am Nachmittag fuhren wir in das kleine Dorf Sieseby, das ganz unter Denkmalschutz steht. Die Häuser stehen einzeln und irgendwie stolz, weißgekalkt und reetgedeckt, eins wie das andere und doch alle unterschiedlich. Neben und über vielen Türen sehen wir den Schiftzug G A S – Gustav Anton Schäfer; das war ein Hamburger Kaufmann, dem das nahe gelegene Gut Bienebek gehörte und der 1839 für seine Arbeiter diese Häuser bauen ließ.



Im Mittelpunkt thront leicht erhöht die Wehrkirche aus dem 12. Jh., umgeben von einem wunderschönen Friedhof, in dem wir lange spazieren gingen. Dort befand sich auch ein kleiner Pilgerweg mit meditativen Gedanken, die uns sehr gefielen …und auch die Idee gefiel uns sehr gut. Und wunderbar war auch immer wieder der Blick auf die Schlei, die sich heute wild und sturmgepeitscht zeigte.



Dienstag, 16. September Arnis
Obwohl das Wetter stürmisch und regnerisch war, planten wir einen kleinen Ausflug: Wir wollten nach Arnis, was nur knappe 10 km am Ufer der Schlei auf einer Halbinsel liegt. Arnis ist mit 0,45 Quadratmetern die kleinste Stadt Deutschlands. Der damalige Gutsherr (Name eines solchen Typs ist völlig unwesentlich) verlangte 1667 von den Kappelern den Untertaneneid, um sie in die Leibeigenschaft zu zwingen. Da verließen 65 Fischer- und Schifferfamilien (ohne ihren Besitz mitnehmen zu dürfen! … Freiheit!) die Stadt und gründeten Arnis, damals noch eine Insel, nur 4 km von Kappeln entfernt, aber im Besitz eines anderen Landesherrn. Und das erste, was ihnen einfiel – man glaubt es nicht! – war eine Kirche zu bauen. 1673 wurde die damals einzige Fachwerkkirche in Angeln eingeweiht (von dieser Kirche steht heute noch die Nordwand). Um das Städtchen führt ein kleiner Rundwanderweg, den wir entlang spazierten und natürlich wollten wir die Kirche besichtigen: die Schifferkirche von Arnis, so heißt sie.
Es gibt nämlich im Innern noch eine Besonderheit: Von der Decke hängen wunderschöne Schiffsmodelle. Im 17. und 18. Jh. stiftete manch einer, der der Seenot entronnen war, als Dank ein solches Schiffsmodell. Das macht die Kirche zu etwas ganz Besonderem. Aber auch ohne das ist es ein wunderschönes Kirchlein, ganz hell innen und liebevoll restauriert. Es strahlt eine ganz besondere Harmonie und Ruhe aus.



Mittwoch, 17. September Weiterfahrt nach Husum – das Wattenmeer besuchen