Am Walchensee

September 24 rief mein Schwiegersohn unverhofft an: „Wollt ihr im Juli 25 am Walchensee Campingurlaub machen? Die haben mir eine Email geschickt, ob ich nächstes Jahr wieder bei ihnen buchen möchte. Möchte ich nicht, aber vielleicht ihr? Ich würde Platz 25 empfehlen,zumindest hatte ich mir den im Sommer schon mal rausgesucht.“ So schnell ging das und jetzt sitzen wir hier auf Platz 25 und schauen aus dem Panoramafenster unseres Wohnwagens auf den Walchensee… und es ist ein Traum – einen solchen Blick bekommt man selten aus einem Hotelzimmer.

Ein kurzer Exkurs für die Bildungsbeflissenen (oder für die, bei denen erst mal gar nichts klickt, wenn sie Walchensee hören, wie z.B. bei mir!): Der Walchensee ist der tiefste und der größte Alpensee Deutschlands. Er liegt ca. 70 Kilometer südlich von München. Das Wasser des Walchensees hat eine auffallend intensiv türkise Farbe aufgrund des hohen Anteils von Kalziumkarbonat im Wasser und aufgrund der ausgezeichneten Wasserqualität. Das klare Wasser reflektiert das Sonnenlicht besonders gut, was zu dem intensiven Farbton führt. Deshalb nennt man den Walchensee auch die „Karibik Bayerns“. Das Wasser des Sees hat Trinkwasserqualität und darf von keinem Motorboot verunreinigt werden.

Leider ist das Wetter in dieser Woche alles andere als angenehm für einen See-Aufenthalt. Wir reisten wie immer, wenn möglich, wegen der nicht fahrenden Lastwagen am Sonntag an, Ewald wurde schon beim Aufstellen des Wohnwagens so nass, dass er erst mal zwei Cognac trinken musste (das wärmste Jäckchen ist immer noch das Cognäckchen!!), und am Montag regnete es dann den ganzen Tag. Dienstag reiste dann mein Bruder an, der aufgrund des schlechten Wetters auf dem voll ausgebuchten Campingplatz doch noch ein Plätzchen – aber wirklich nur ein Plätzchen! – für seinen Pössl bekam. Das war schon ein Lichtblick, denn nun konnten wir dem schlechten Wetter etwas entgegensetzen, indem wir uns im Wohnwagen einmummelten, Wein tranken und Wizzard spielten. So kriegt man den Tag auch rum! Also wir kriegen ihn so rum, Bruder natürlich nicht, denn er muss jeden Tag 10.000 Schritte laufen, sonst ist er nicht glücklich. Danach war er glücklich, aber leider auch nass!

Das weitere Geniale an diesem Campingplatz neben seiner phantastischen Lage ist, dass jeden 2. Abend hier ein Foodtruck aufkreuzt, wo man sich lecker Essen holen kann: Dienstag gibt`s Burger, Freitag Pizza und Sonntags Hähnchen und Spareribs. Also muss man nur jeden 2. Tag kochen, was natürlich auch sehr angenehm ist. Und sowohl die Burger als auch die Pizza waren ganz ausgezeichnet.

Gut, aber irgendwann muss man ja auch mal was unternehmen…. und der Mittwoch bot sich dann echt an – die Sonne kam bei kühlen 16 Grad aber doch ab und zu zum Vorschein. Und eines der Naturwunder Deutschlands lag gleich einen Gebirgszug weiter, also nichts wie hin ins Tal der Oberen Isar.

Mittwoch, der 9. Juli 2025 Die obere Isar

Die Isar entspringt im Karwendelgebirge (dem am dünnsten besiedelten Gebiet Mitteleuropas!) in Österreich und mündet nach ca. 300 Flusskilometern in die Donau. Das schon mal zum Grundsätzlichen. Das obere Isartal zwischen Mittenwald und dem Sylvensteinspeicher ist die letzte große alpine Wildfluss-Landschaft Deutschlands. In Wallgau beginnt das riesig breite Flussbett, in dem sich das Wasser frei bewegen kann und besonders nach Hochwasser ständig neue Inselchen und Kiesbänke bildet. So verändert sich der Flusslauf ständig. Bei Niedrigwasser ist das Flussbett von einer Vielzahl kleinerer Wasserläufe durchzogen. Obwohl vor Wallgau ein Großteil des Wassers zum Betrieb des Walchensee-Kraftwerkes umgeleitet wird, ist die obere Isar noch in einem guten ökologischen Zustand mit naturnahen Lebensräumen und vielen seltenen und vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten. Schon seit mehr als 100 Jahren ist das obere Isartal ein strenges Naturschutzgebiet. An der einen Seite des Tales verläuft ein 17 km langer Wander- und Fahrradweg, auf der anderen Seite eine schmale Mautstraße. Dort sind wir natürlich entlang gefahren, haben an etlichen Parkplätzen angehalten und sind zum Flussufer gelaufen. Zuerst ging es immer durch ein Stück Auenwald, dann wurde der Bewuchs immer niedriger und schließlich kamen wir auf die Sand- und Kiesbänke, durch die sich der Fluss schlängelte, wobei es natürlich immer mehrere Flussarme gibt, die sich zusammenfinden, dann wieder trennen usw. Es war das Bild einer Flusslandschaft, wie ich es hier noch nie gesehen hatte, nur von Bildern aus Kanada kannte. Es war schon sehr faszinierend!Eines der Tiere, die es nur noch hier in diesem Lebensraum gibt, ist die Gefleckte Schnarrschrecke., eine groß geratene Heuschrecke, die, wenn sie springt, ein lautes, schnarrendes Geräusch von sich gibt, bevor sie am Boden in ihrem Tarnkleid wieder vollkommen unsichtbar wird. Gott sei Dank sind wir ihr nicht begegnet! Ich hätte mich zu Tode erschrocken, wenn ich mich irgendwo hingesetzt hätte und so ein schnarrendes Ding auf mich gesprungen wäre.

Leider sind viele in ihren Autos und auf Motorrädern nur so durchgesaust! Kann ich nicht verstehen! Wenn ich dafür, dass ich eine Straße benutzen darf, 6 Euro zahlen muss, dann werde ich das aber auch ausgiebig auskosten, zumal die Fauna und Flora und überhaupt die ganze Gegend wirklich phantastisch war.

Nachmittags sind wir dann noch das Südufer des Walchensees entlang nach Jachenau gefahren. Das war die 2. Straße, die man mit der einmal gezahlten Maut befahren durfte; es war nämlich ein Tagesticket. Dort gibt es kaum Häuser, dafür aber massenhaft Park- und Badeplätze, sehr idyllisch und reizvoll, aber bei gutem Wetter ist hier sicher die Hölle los.
Wenn man den See verlässt, geht es ein Stück durch den Wald, dann öffnet sich das Ganze und man sieht ein Hochtal vor sich und denkt: Das ist Oberbayern! Ganz genauso stellt man sich das vor: satte Wiesen voller Kühe, Berghänge voller intakter Bäume, dazwischen eingestreut die typischen Fachwerkhäuser und Feldscheunen, sogar Lüftelmalerei hatten sie an jedem größeren Haus und ein Barockkirchlein oberhalb des Ortes. Es war wie aus einem Prospekt!!! Die heile Welt in Oberbayern! Wer auch immer dieses Idyll entwickelt hat, muss dabei Jachenau vor sich gesehen haben.

Donnerstag, 10. Juli 2025 Schlossmuseum in Murnau – 1. Versuch

Donnerstags war mittelmäßiges Wetter angesagt und wir beschlossen, nach Murnau ins Schlossmuseum zu fahren. Dieses kleine bayrische Örtchen war nämlich Anfang des 20. Jahrhunderts der Mittelpunkt der deutschen Expressionisten-Szene. Alle, deren Bilder heute für Tausende von Euros gehandelt werden, gaben sich damals dort die Klinke in die Hand – im Haus von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky. Dementsprechend gibt es heute dort im Schlossmuseum eine relativ große Ausstellung expressionistischer Gemälde, besonders eben von Gabriele Münter, aber auch einige Werke der von Ewald so verehrten Marianne von Werefkin.
Natürlich ist der Besuch von Museen für uns immer etwas schwierig, da wir ja zwei Hunde mit uns führen, die aber durchaus mal eins bis zwei Stunden im Auto bleiben können und dort dasselbe tun, was sie sonst halt auf dem Sofa machen, nämlich schlafen! So fuhren wir los, dachten aber daran, dass die Hunde vielleicht noch etwas länger laufen sollten, bevor wir sie im Auto allein lassen. So beschlossen wir, einen kleinen Spaziergang zu einem Eichsee einzubauen. Nicht, dass der irgendeine Bedeutung für uns hatte, aber wir parkten unser Auto neben einem Schild, auf dem stand: Eichsee, 1,7 km. Na, dann führen wir die Hunde halt dorthin aus! Nach einer kleinen Weile begegnete uns ein Schild: Eichsee, 20 min. Nach einer etwas größeren Weile in sengender Sonne kam das Schild: Eichsee, 300 m. Wir standen an einem Maisfeld, weit und breit sah nichts nach See aus …. und wir beschlossen umzukehren. Ganz ehrlich, warum wollten wir auch an diesem See?!?! Der Rückweg zog sich unglaublich in die Länge und als wir wieder am Auto eintrafen, waren wir so fertig wie unsere Hunde. Rückzug auf der ganzen Linie! Murnau fällt für heute aus!!!

Freitag, 11. Juli Schlossmuseum in Murnau, 2. Versuch

Wieder mittelmäßiges Wetter vorausgesagt. Nein, wir führen die Hunde nicht extra vorher aus, die sind heute morgen schon einmal ausgeführt, die müssen das durchhalten. Nein, wir fahren direkt nach Murnau durch! Doch vor den Schlossbesuch hatten die Götter das Parkplatzproblem gesetzt. Die Sonne brannte bei dem angesagten mäßigen Wetter vom Himmel und wir fanden partout keinen Parkplatz im Schatten und genauer gesagt auch nur einen einzigen in der Sonne. So gaben die Hunde auch hier wieder den Ausschlag: Ewald ging in das Schlossmuseum, ich ging mit den Hunden an den Staffelsee, den ich im Gegensatz zum Eichsee sofort und problemlos fand, der eine Uferpromenade hatte und einen Biergarten. So lobe ich mir einen See! Zwei Stunden später holte ich einen begeisterten Ewald, der sich kaum einkriegte, wieder vom Museum ab und alle fuhren glücklich und zufrieden nach Hause:Jede und jeder hatte das gekriegt, was er/sie wollte.