Wieder einmal stand unsere jährliche Wohnwagen-Tour mit unseren Freunden bevor , die dieses Mal an die fränkische Seenplatte, genauer gesagt an den Kleinen Brombachsee gehen sollte. Daher hatten wir uns ein kleines Vorprogramm überlegt: wir hatten den Schwiegereltern unseres Sohnes Johannes versprochen, mal bei ihnen vorbei zu schauen. Mit gerade mal so vorbeischauen, war es aber nicht so leicht, denn sie wohnen ziemlich genau an der entgegengesetzten Seite Deutschlands. Vohenstrauß liegt nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt ungefähr auf der Höhe von Nürnberg im Oberpfälzer Wald. Aber nachdem wir ab November durch einen kleinen Jungen verwandtschaftlich verbunden sein werden, schien es uns an der Zeit, unser Versprechen wahr zu machen.
Da es aber doch ein ganzes Stück weit weg war, wollten wir einen kleinen Zwischenstopp nach etwa der Hälfte der Strecke einlegen und kamen dabei auf den Campingplatz „Katzenkopf“ in Sommerach, 7 km von der A3, die wir entlang fahren mussten. Und das war ein echter Glückstreffer!
Freitag, 13. September 2024 Sommerach
Sommerach liegt auf der sog. Wein-Insel, die durch die Volkacher Mainschleife und einen Mainkanal gebildet wird. Die Volkacher Mainschleife ist die größte Flussmäanderlandschaft in Bayern. So liegt der Sommeracher Campingplatz nicht nur am Main, sondern auch noch an zwei kleinen Seen, die der Main an dieser Stelle gebildet hat und in denen man schön schwimmen gehen kann (wenn das Wetter danach ist!). Es gibt sogar einen kleinen Badestrand. Uns gefiel allerdings besonders, dass der kleine Weinort sehr gut fußläufig erreichbar war, sogar für uns! Das Maintor war keine 100 m entfernt.
Ansonsten waren die beiden Tage in Sommerach hauptsächlich von Spaziergängen mit den Hunden und der Erholung geprägt. Da die Weininsel das Herz des Frankenweines bildet, besuchten wir natürlich die Weingenossenschaft, tranken dort einen Apero in Form eine Weines und deckten uns mit einigen Flaschen Frankenweines ein, die in den nächsten Tagen mit den Freunden zusammen getrunken werden sollten.
Das besondere Highlight war noch das Abendessen im „Weißen Lamm“, einem Restaurant, das weit über die Grenzen des Frankenlandes hinaus berühmt für seine fränkische Küche und besonders die Schäufele (mit Kloß und Soss) ist. Die hatte ich mir dann auch bestellt. Als ich die „Soss“ sah, sehr dunkel und sehr lecker, schwante mir schon Schlimmes. Und so war es auch: sie war mit Rotwein abgelöscht worden. Und das mir ein mit meiner Rotwein-Allergie! Wir befreiten das Schäufele, so gut es ging, von allen Soßenresten, so dass ich wenigstens das Fleisch und den Salat essen konnte. Und Ewald war glücklich: Er bekam zwei „Kloss mit Soss“.
Samstag, 14. September Oberpfälzer Wald
Am nächsten Morgen fuhren wir dann weiter in den Oberpfälzer Wald, wo wir von den Schwiegereltern liebevollst mit einem Käsekuchen empfangen wurden. Wir hatten auf einem Campingplatz in Flossenbürg „Am Gaisweiher“ reserviert. Das war auch eine sehr interessante Erfahrung. Der Campingplatz war voll in Ordnung, das war aber auch das einzig Volle an ihm. An der geschlossenen Rezeption nahmen wir alles, was wir brauchten, aus einem kleinen Safe und suchten dann unseren Platz, alles wunderbar. Nur anscheinend waren wir die einzigen Menschen hier! Es waren natürlich viele Zelte von Dauercampern da, aber keine Autos und vor allem kein Mensch. Als Ewald am 3. Tag im Waschhaus einer Frau begegnete, war er richtig erschrocken! Aber so was stört uns ja nicht. Wenn wir im Wohnwagen sind, sind wir uns eigentlich selbst genug, außerdem waren wir ja sowieso den ganzen Tag mit den Schwiegereltern unterwegs, die ein wunderbares Programm für uns ausgearbeitet hatten. Gut, Barbara sagte mir schon am Telefon, dass die Welt bei ihnen hauptsächlich aus Natur bestehe und soviel nicht zu besichtigen sei, aber gegen Natur haben Ewald und ich ja nun mal überhaupt nichts!
Sonntag, 15. September Oberfahrenberg, Pleyberg, Flossenbürg
Die Besichtigungstour begann mit der Wallfahrtskirche auf dem Fahrenberg, die uns in ihrer Schlichtheit sehr gut gefiel. Zuviel Barock vertrage ich sowieso nicht und so fand ich die in weiß gehaltene Kirche sehr ansprechend. Danach gab`s im Bergrestaurant gegenüber echte fränkische Küche: Braten in jeder möglichen Variation mit, ihr glaubt es nicht, „Kloß mit Soss“. Diesmal war die „Soss“ aber eine einfache Bratensoße, wie es sich gehört und wie ich es gut essen kann! Lecker war`s!
Danach fuhren wir nach Pleyberg und wollten die Wallfahrtskirche „Maria auf dem Rosenquarz“ besichtigen. Leider begann zu diesem Zeitpunkt schon der sintflutartige Regen, der im Laufe der Nacht dann große Teile der tschechischen Republik unter Wasser setzen sollte, so dass wir das Kirchlein nur von unten betrachten konnten. Aber es ist auch so sehr sehenswert: Mitten in der Stadt Pleyberg erhebt sich plötzlich der 38 m hohe Kreuzberg, ein Felsen, der nur aus dem Gestein Rosenquarz besteht. Man fährt, ohne was zu ahnen, durch ganz normale Straßen … und wutsch … prallt man fast auf diesen riesigen Felsen. Das ist schon durchaus ein „Ohhh ….“ wert.
Dann ging es weiter zum Kaffeetrinken, wie Barbara ganz harmlos sagte: „Wir gehen ins Museums-Cafe, da wollte ich schon immer mal hin.“ Erst als wir davor standen, natürlich in strömendem Regen, wurde es uns klar, dass sie mit Museum das KZ Flossenbürg meinte. Nun ja, wenn man dort wohnt, gewöhnt man sich wahrscheinlich sogar an ein KZ, so dass es ein ganz normaler Ort zum Kaffee trinken wird. Das Café war übrigens so voll, dass wir überhaupt keinen Platz bekamen, sondern in einen großen Saal ausweichen mussten. Das war dann nicht so gemütlich, aber Kuchen und der Kaffee waren lecker. Das Café wurde von behinderten und nicht-behinderten Menschen zusammen betrieben und deshalb wollte Barbara da hin. „Aber das Museum wollt ihr doch nicht besichtigen?“ Nein, wollen wir nicht, sonst kann ich nächtelang wieder nicht schlafen.
Wenn ich allerdings da schon gewusst hätte, dass Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg ermordet worden und dort das wunderbare Lied „Von guten Mächten wunderbar getragen“ entstanden ist, hätte ich vielleicht dem KZ doch ein bisschen mehr Beachtung geschenkt.
Montag, 16. September Windischeschenbach
Unter dem, was Barbara für Montag vorgesehen hatte, konnte ich mir noch weniger etwas vorstellen:“ Wir besichtigen den Bohrturm.“ Aha … auf einem Bohrturm rumklettern??? Bei immer noch strömendem Regen?? Das tu ich doch nicht mal bei Sonnenschein. Vielleicht könnten wir ja das Ganze um einen Tag verschieben, da soll zumindest das Wetter besser sein. Aber sie war unerbittlich. „Quatsch, wir klettern doch nicht im Bohrturm rum …. in unserem Alter! Da ist ein Museum, das besichtigen wir.“ Nun gut, Museum klang zumindest nach trocken. Und es war wieder alles Erwarten dann doch sehr interessant.
Neben einem winzigen Ort namens Windischeschenbach befindet sich der höchste Landbohrturm der Erde (83 m) und zugleich das tiefste Bohrloch in kristallinem Gestein (9101 m). Es brachte viele neue Erkenntnisse über den Aufbau und die Vorgänge in der oberen Erdkruste. Die sind in dem Museum neben dem Bohrturm, dem GEO-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung, dargestellt. Wir sahen am Anfang einen kleinen Film über die Entstehung der Erde, der ruhig etwas länger hätte sein dürfen, so interessant wie er war. Er endete mit den ach so wahren Worten: „Wir brauchen die Erde, aber die Erde braucht uns nicht!“
Und man glaubt es kaum: Windischeschenbach hat noch eine zweite Besonderheit zu bieten: es ist die Hauptstadt des Zoigl. Habt ihr noch nie gehört? Ich auch nicht! Was sich durchaus als Wissenslücke herausstellt: Die Zoigl-Tradition gehört nämlich seit 2018 zum immateriellen WeltKulturerbe der Unesco. Und was ist Zoigl? Es ist ein untergäriges Bier, das bis heute in Kommunalbrauhäusern hergestellt wird, das Kultbier des Oberpfälzer Waldes. Die Maische für das Zoigl wird im Kommunalbrauhaus gekocht und gehopft. Die gewonnene Würze nehmen die Zoigl-Brauer dann mit nach Hause und versetzen sie im Gärkeller mit Hefe. Dort im Keller verbleibt das Bier dann etliche Wochen. Da jeder Brauer sein eigenes Rezept hat, schmeckt das Zoigl von Wirt zu Wirt anders und gerade das ist typisch für das Zoigl-Bier. Nach dem Zoigl-Kalender fand Barbara heraus, welcher Wirt heute Zoigl ausschenkt, und so fanden wir uns bei Häcker`s in Neuhaus zur Vesper ein. Ewald, obwohl kein Biertrinker, versuchte es und es mundete ihm köstlich, so dass er sogar noch ein zweites trank. Ich beließ es allerdings bei einem Zoigl-Radler, aber es schmeckte mir auch sehr gut! Außerdem gab es noch einen überaus leckeren Vesperteller für jeden. Inzwischen hatte es sogar zu regnen aufgehört und wir beendeten den Tag mit einem kleinen Spaziergang durch Neuhaus.
Samstag, 21. September Im Dennenloher Schlosspark
Als Besichtigungsmöglichkeit in der Nähe des Brombachsees spuckte Google den Dennenloher Schlosspark aus, einen Landschaftspark. Parks interessieren uns ja immer und so fuhren wir einfach mal hin: Mit den Hunden ein bisschen in Wald und Wiese spazieren gehen. Außerdem war er ja nur 19 Kilometer weit weg und das Schloss sah auf dem Bild auch ganz schön aus.Es würde also auch etwas zu fotografieren geben! Erst als wir schon ziemlich viele dieser 19 Kilometer gefahren waren, äußerte sich Google weiterhin, dass der Eintritt in den Park 15 Euro kosten würde. 15 Euro für eine Stunde im Wald spazieren gehen, schien uns dann doch etwas happig. Aber was soll`s, jetzt sind wir ja fast schon da. Der Park war von einer hohen Mauer umgeben und nachdem wir den Eintritt gelöhnt hatten, durften wir hinein. Nächster Schock: vier überaus hübsche große Airdale-Terrier sprangen auf uns zu, was Jasmin natürlich sofort an den Rand eines Herzstillstandes brachte, so regte sie sich auf. Es waren die Hunde der Fürstin, sehr gut erzogene, liebe Hunde, die sich frei im Landschaftspark bewegten und immer wieder unsere Wege kreuzten, so dass Ewald mit Jasmin wirklich einige Arbeit hatte (immer ein Hin und Her zwischen ruhig stellen und wiederbeleben!). Aber ansonsten war der Park ein Traum für alle Gartenliebhaber!
Seht selbst!
Ja, wir waren total fasziniert von der Gestaltung des Parks. Überall gab es verschlungene kleine Pfade über Stege und kleine Brückchen. Besonders die Wege am Schlossteich begeisterten uns; wie bei einem herkömmlichen Landschaftspark ergaben sich immer neue Sichtachsen und neue Ausblicke auf das Wasser. Wir waren wie gefangen in dem Spiel aus Licht, Pflanzen und Wasser, dass wir die Zeit und den Ort vollkommen vergaßen und uns schließlich trotz des Wegeplanes, den wir am Eingang bekommen hatten, ziemlich verirrt hatten. Es war auch nicht viel los, aber die paar Menschen, die uns begegneten, zeigten uns dann immer wieder die Richtung. Schließlich verließen wir den Wassergarten und standen auf der „Prärie“. Da erst fiel mir auf, dass ich vollkommen nasse Socken in meinen Sandalen hatte und demnach der Verband und mein Zeh auch klatschnass waren. Das versetzte mich natürlich etwas in Stress, so dass wir dann doch relativ schnell den Park verlassen mussten. Aber wir haben uns fest vorgenommen: Nächstes Jahr sind wir wieder da, natürlich nicht im September, wenn nur noch wenige Blumen blühen, sondern im Mai zu den Privatgarten-Tagen, wenn man auch das Schloss und den Garten der Fürstenfamilie besichtigen kann. Diesen Traum wollen wir auf jeden Fall ein zweites Mal träumen… und dann in Farbe!