Der Rheinfall in Schaffhausen – zu Besuch bei den Nachbarn

In einem plötzlichen Einfall, beim Lesen eines Berichtes über die Bregenzer Seefestspiele, beschloss ich, mir eine Karte zu besorgen. Es gab den Freischütz von Carl-Maria von Weber, nun ja, eigentlich stehe ich nicht so auf Opern (also, die einzige Oper, die ich jemals gesehen habe, war Aida in den Caracalla-Thermen in Rom und selbst da bin ich beim ersten Akt eingeschlafen und erst zum Schlussakkord wieder aufgewacht!) , aber das in der Zeitung abgebildete Bühnenbild machte mich derart an: es musste sein!

Was hatte ich für ein Glück, dass Ewald, ein engagierter Opernliebhaber, der natürlich den Freischütz schon zweimal gesehen und einzelne Lieder daraus aus dem Stegreif schmettern kann, auf gar keine Fall eine solch moderne Fassung sehen wollte. Denn da lediglich 6500 Zuschauern an einem Abend auf die Seebühne passen und es lediglich 30 Aufführungen gab, war es natürlich im Juli mit den Karten schon etwas eng. Aber nach einigen Diskussionen bekam ich am letzten Spieltag, dem 18. August, noch eine einzelne Karte in der 29. Reihe für müde 125.- Euro.
Dann besorgte ich für läppische 425.- Euro noch eine Ferienwohnung in der Schweiz und unser Wochenendtrip war gerettet.

Sonntag, 18. August Bregenzer Seefestspiele

Jetzt wundert ihr euch vielleicht über die Überschrift: Der Rheinfall in Schaffhausen! Da es doch um die Bregenzer Festspiele geht. Gut, die sind schnell abgehandelt, weil sie fielen sprichwörtlich ins Wasser. Nach zwei Wochen besten Wetters regnete es an besagtem 18. August von morgens bis nachts ununterbrochen in Strömen, so dass man es vielleicht noch den 6500 Menschen, die sich alle im Festspielhaus in Bregenz versammelt hatten, hätte zumuten können, sich 3 Stunden in die Nässe zu setzen – alle waren immerhin dazu entschlossen – einschließlich mir! Die Schauspieler hätte sich jedoch bei der Glitschigkeit des Bühnenbildes mit Sicherheit die Knochen gebrochen, geschweige denn, was mit ihren Stimmen passiert wäre. So wurde das Ganze Punkt 21 Uhr, als es beginnen sollte, abgesagt.

Samstag, 17. August Der Rheinfall bei Schaffhausen

Und so bleibt mir nur übrig, über den Samstag zu schreiben: An dem besuchten wir nämlich den Rheinfall in Schaffhausen nun. Das ist nun nicht unbedingt in der Nähe von Bregenz, sondern genau am anderen Ende des nicht gerade kleinen Bodensees. Aber ich war noch niemals dort gewesen und irgendwie gehört der Wasserfall doch zu einer Deutschland-Tour dazu, auch wenn die Schweizer ihn annektiert haben. Außerdem – als kleines Schmankerl nebenbei – waren unsere Jungs mit dem Enkelkindern und unserem Wohnwagen ganz in der Nähe bei Weil am Rhein in Urlaub und es bot sich an, den Ausflug zum Rheinfall gemeinsam zu unternehmen. Und weil ich mich bei gemeinsamen Ausflügen mit meinem Schwiegersohn ausschließlich auf ihn verlasse (was ich sonst bei keinem Menschen tue!), war ich letztendlich mit dem Rheinfall doch etwas überfordert. Zuerst einmal wusste ich nicht, dass zu dem Rheinfall auch ein Schloss gehört, nämlich Schloss Laufen.
Und dorthin zu kommen, stellte schon die erste Anforderung dar.

Also, man kommt natürlich auch von einem ganz normalen Parkplatz aus dorthin, aber das wäre ja zu einfach gewesen. Nein, wir mögen es lieber etwas ausgefallen, also erst einmal ein ganzes Stück den noch harmlosen Rhein entlang, dann über eine kombinierte Fußgänger- Eisenbahn- Brücke und dann den Berg hinauf nach Schloss Laufen. Als wir endlich den Schloßhof erreicht hatten, hatten die Kinder Hunger und mussten erst einmal mit Pommes und Würstchen versorgt werden. Da waren wir schon gut 2 Stunden unterwegs und vom Rheinfall hatten wir noch nichts gesehen. Aber Geduld! Tobias besorgte die Eintrittskarten und mit vielen anderen Menschen aller Nationalitäten (Deutsche waren auf jeden Fall in der Minderzahl) näherten wir uns dem Ort des Geschehens. Und es war schon großartig! Wenn ich mir irgendetwas vorgestellt hatte, dann irgendein Wehr über das halt Wasser in die Tiefe fällt, aber nicht diese Urgewalten an tosendem Wasser, auf die wir herabblickten.